21.12.05

700 von 24.500

Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vom 20. Dezember 2005:

Fast 99 % der Kirchen liturgisch genutzt
Ergebnisse einer Umfrage zur Nutzung von Kirchen

Von den rund 24.500 Kirchengebäuden der katholischen Kirche in Deutschland werden derzeit etwa 1,3 % nicht für die Feier von Gottesdiensten genutzt. Das ergab eine Umfrage, die vom Deutschen Liturgischen Institut im Auftrag der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 2005 in den deutschen (Erz-)Bistümern durchgeführt wurde und deren Ergebnisse jetzt vorliegen.

Danach wurde zwischen 1990 und 2004 in ca. 1,7 % der Kirchengebäude in den deutschen (Erz-)Bistümern die liturgische Nutzung beendet. Davon ist der größte Teil (ca. 1,3 %) im Eigentum der Kirche geblieben und steht in kirchlicher oder fremder Nutzung bzw. ist noch ohne Nutzungskonzept. Der Rest (ca. 0,4 %) ist verkauft oder abgerissen worden. Von den verkauften Gebäuden wird etwa die Hälfte kommerziell und ein Drittel durch andere Glaubensgemeinschaften genutzt.

Für die kommenden 10 Jahre wird damit gerechnet, dass weniger als 3 % der Kirchengebäude nicht mehr der Feier der Liturgie dienen werden. Es handelt sich bundesweit um etwa 700 Kirchengebäude, deren Bedeutung und Verwendung sich ändern werden.

An der Umfrage haben sich 23 der 27 deutschen (Erz-)Bistümer beteiligt. Gefragt wurde nach 1. der Anzahl liturgisch genutzter Kirchengebäude, 2. der Anzahl nicht mehr liturgisch genutzter Kirchengebäude, 3. der Zahl zwischen 1990 und 2004 verkaufter Kirchengebäude, 4. der Zahl zwischen 1990 und 2004 abgerissener Kirchengebäude, 5. einer Schätzung, bei wie vielen Kirchengebäuden in den nächsten 10 Jahren mit der Beendigung der liturgischen Nutzung gerechnet wird. Kirchenneubauten wurden in der Umfrage nicht abgefragt.

4.12.05

die versucht hatten, das Kirchengebäude zu schützen

Auch das ist Kirchenschwinden, auch das ist Advent 2005:

"Wie die Hilfsorganisation 'China Aid' erfuhr, wurde am 22. November eine katholische Kirche in der Stadt Xi'an, Provinz Shanxi, niedergerissen, 16 Nonnen wurden verletzt in ein Krankenhaus eingewiesen.

Laut verlässlichen Quellen drangen etwa 30 uniformierte junge Männer mit Holzknüppeln bewaffnet am 22. November um 18 Uhr in die Kirche ein. Um 20 Uhr begann ein Bulldozer die katholische Kirche abzureißen. Nachdem einige Regierungsbeamte des Büros für religiöse Angelegenheiten vor Ort erschienen warfen, wurde die Zerstörung für einen Tag unterbrochen.

Am Abend des 23. November wurde die Zerstörung fortgesetzt. Vierzig uniformierte junge Männer begannen mit Holzknüppeln auf die Nonnen einzuschlagen, die versucht hatten, das Kirchengebäude zu schützen. Sechzehn Nonnen erlitten Augenverletzungen und/oder Beinbrüche. Einige sind noch immer im Krankenhaus.

Die Namen der verwundeten Nonnen:

Schwester Dong Jianian, 41, noch immer im Rote Kreuz Krankenhaus der Shanxi Provinz hospitalisiert; Schwester Cheng Jing, 34, noch immer im Volkskrankenhaus der Shanxi Provinz; Schwester Yue Xiuying, 31, noch immer im Volkskrankenhaus der Shanxi Provinz; Schwester Jin Hongfang, 34, noch immer im Volkskrankenhaus der Shanxi Provinz; Schwester Zhang Xueling, 45; Schwester Ren Aiying, 45; Schwester He Jingru, 38; Schwester Fan Xiujuan, 32; Schwester Jia Shuiyang, 50; Schwester Li Zhuanxia, 33; Schwester Li Min, 31; Schwester Li Zhenzhu, 45; Schwester Li Jiaoye, 32; Schwester Wang Zhenai, 42; Schwester Yang Cenghui, 50; Schwester Zhao Shengyan, 40." (Quelle: Die Neue Epoche Online)

Kneipenkirche

In seinem Kommentar schreibt Pastor Uwe John:

Eine Kirche wird in Bielefeld zum Restaurant "Glückundseligkeit". Als Pfarrer könnte ich diese Nachricht jetzt bedauern. Aber das tu ich nicht! Die betroffene Kirchengemeinde ist sicherlich froh, dass sie die seit 20 Jahren nicht mehr genutzte Kirche die nur Unterhaltungskosten verursachte vom Bein hat.

Und ein Restaurant in einer Kirche beflügelt meine Phantasie. Wenn in diesem interessanten Rahmen nette Abende verbringen kann, könnte man doch in diesem Rahmen doch auch besondere Kneipengottesdienste anbieten.
und weist auf die sehr ausführliche Website der Freibeuter Gottes hin.

1.12.05

Kirche bei eBay

Wenn ich nicht sehr daneben liege, gibt es aktuell nur eine Kirche bei eBay zu kaufen: die schon 1983 umgewidmete und umgebaute Martinikirche in Moringen. Mit 480.000 € ist man dabei.

Die Not lehrt eBayen

Heimo Schwilk an der Welt am Sonntag:

"In Bielefeld, wo gestern abend die evangelische Martinikirche nach einjähriger Renovierung als Restaurant mit dem schön klingenden Namen 'Glückundseligkeit' wiedereröffnet wurde, sieht man die Umwidmung eher gelassen. Pastor Hans Große hält es mit Luther, der einmal gesagt haben soll, das Evangelium könne man in jedem Saustall lesen.

Die katholische Kirche mit ihrer ganz anderen Vorstellung von der Würde des 'heiligen Raumes' möchte, sollte der Rotstift zum Einsatz kommen, die Kirchen eher abreißen lassen als sie einer entwürdigenden Nutzung zuzuführen. Unvorstellbar für einen katholischen Gottesmann, daß im Chor der Kirche, wo einmal der Altar stand, künftig eine Kaffee-Lounge aufgebaut sein könnte - so wie in der Martinikirche. Aber auch hier, das darf man schon jetzt voraussagen, wird die Not beten lehren - oder zumindest das Wegschauen."

25.11.05

"Nichts, was der kirchlichen Intention des Raumes widerspricht..."

Das geht nur bei den "Evangelen" - Ökumene her und hin:

"Bis auf die Kirchenbänke bleibt der Kirchenraum unverändert: Orgel, Altar, Taufbecken, Kanzel und Heiligenfiguren. Alles bleibt so, wie es ist in der Alten Kirche in Buschbell, versichert die Kirchengemeinde Frechen. Sie will das Gotteshaus an der Ulrichstraße vermieten. Der Vertrag soll auf zehn Jahre festgeschrieben werden. Mieter ist der vor allem in Bachem bekannte Bauträger Wolfgang Eßling. Er machte sich dort mit seinen Projekten 'Mauritius Carré'und 'Feltenhof' einen Namen. Als Mieter einer Kirche beschreitet er Neuland: 'Das ist eine sehr reizvolle Aufgabe.' Seine enge Beziehung zur Stadt Frechen habe ihn bewogen, bei diesem Projekt mitzumachen. 'Diese schöne Kirche liegt mir am Herzen. Ich möchte das Gebäude erhalten und einem sinnvollen Zweck zuführen', sagt Eßling. Die Kirchengemeinde versichert ebenfalls: 'Es wird nichts stattfinden, was der kirchlichen Intention des Raumes widerspricht', sagt Sven Torjuul. (...)

Gottesdienste an bestimmten Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern würden weiterhin stattfinden, ebenso die Reihe 'Konzerte in Alten Kirche Buschbell'." (Kölner Stadtanzeiger)

21.11.05

Immobilienmakler widerspricht Erzbischof

Über den Verkauf des Klosters Geistingen an die Priesterbruderschaft Pius X. seien über Jahre Verhandlungen geführt worden. 2004 schließlich habe die Provinzleitung der Redemptoristen nach Rücksprache mit Kardinal Meisner die Verhandlungen beendet. So berichtet kreuz.net und widerspricht damit der Darstellung der Erzbischöflichen Pressestelle.

18.11.05

Keine Materie des Erzbischofs

kreuz.net hatte im Oktober behauptet, Joachim Kardinal Meisner habe sein Veto gegen einen angeblich in Rede stehenden Verkauf des Klosters Geistingen an die Priesterbruderschaft Pius X. eingelegt (und wir hatten dies zitiert).

Nun teilt Dr. Manfred Becker-Huberti (Presseamt Erzbistum Köln) mit, wie die Dinge aus erzbischöflicher Sicht liegen:
Das Kloster und und die Kirche in Geistingen befinden sich ausschließlich im Besitz der Redemptoristen. Der Erzbischof von Köln war als Diözesanbischof nur mit der Frage befasst, ob die Kirche profaniert werden darf. An wen die Kirche dann eventuell verkauft wird, ist keine Materie des Erzbischofs. Insofern kann der Erzbischof den Verkauf an bestimmte Interessenten überhaupt nicht verbieten.
Hingewiesen sei an dieser Stelle noch auf zwei Beiträge im Marktlog, dem Blog des im Kloster ansässigen Designstudios.

13.11.05

Aktion "Rettet unsere Kirchen"



Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat im Dezember 2004 die Aktion "Rettet unsere Kirchen" ins Leben gerufen. Aus dem Aufruf auf der Startseite:

"Lebendige Geschichte

Wer in eine fremde Ortschaft kommt, der lässt meist den Blick über die Häuser gleiten. Bis er das höchste Gebäude sieht: die Kirche. Dort, so weiß man, muss das historische Zentrum sein. Denn Kirchen sind bis heute das Herz unserer Städte und Dörfer.

Hierhin zieht es die Menschen seit Jahrhunderten, um neue Kraft zu schöpfen, wichtige Stationen des Lebens zu begehen und innere Einkehr zu halten.

Doch viele wertvolle Dorfkirchen, Kapellen und Stadtkirchen stehen vor dem Verfall. Der Rückgang der Mitglieder in den Gemeinden und wegbrechende Kirchensteuern gefährden die Gotteshäuser in allen Regionen unseres Landes. Die Lage hat sich in den letzten Jahren dramatisch zugespitzt. Immer mehr Kirchen sind von Verfall, Verkauf oder sogar Abriss bedroht.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat deshalb die bundesweite Kampagne "Rettet unsere Kirchen" gestartet. Dabei benötigen wir dringend Ihre Hilfe! Denn gegenwärtig erreichen unsere Stiftung so viele Notrufe wie nie zuvor."

Evangelische Heilandskirche in F-Bornheim



Der epd schreibt am 11.11.2005:

"Frankfurt a.M. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wird erstmals ein Gotteshaus komplett abgerissen. Die 1955 erbaute Heilandskirche im Frankfurter Stadtteil Bornheim soll Platz machen für ein neues Diakoniezentrum. Bis Anfang kommender Woche sollen die Kirchenmauern abgetragen werden. Der rund 40 Meter hohe Kirchturm werde gesprengt, um Geld und Zeit zu sparen, hieß es.
Im Gegensatz zur Frankfurter Hoffnungsgemeinde, die sich seit fast sechs Jahren auch juristisch gegen den Verkauf und möglichen Abriss ihrer Matthäuskirche an der Messe wehrt, gab es nahezu keinen Widerstand gegen den Abriss. Die Bornheimer Gemeinde hat einen starken Mitgliederrückgang zu verzeichnen. Zudem galt die Kirche als baufällig. Die Entscheidung zum Kirchenabriss fiel bereits vor fünf Jahren."
Auf dem Grundstück soll ein Diakoniezentrum entstehen, in dem die Evangelische Gemeinde Bornheim einen Andachtsraum, Kirchenladen und Kindergarten einrichten kann. (Frankfurter Neue Presse)

Die "Neue Presse weiter:

"Zur Erinnerung an die Heilandskirche werden im neuen Gemeindezentrum, das zurzeit in der Großen Spillingsgasse entsteht, unter anderem zwei Chorraumfenster sowie die Darstellung des Abendmahls und des Heiligen Geistes integriert. Ein weiteres Altarfenster wird in den Andachtsraum im Diakoniezentrum Bornheim eingebaut." Die Glocken wurden an die Christuskirche in F-Nied übergeben, die Kirchenbänke und Lampen komplettieren die Einrichtung eines privaten Konzertraums in Thierbaum, Sachsen.

11.11.05

Stehenlassen

Echo Romeo zur Immobilie Kirche und der Frage, was mit nicht mehr genutzten Gebäuden geschehen soll:
"Ein Bekannter, der sich auskennen muß, meint: Stehenlassen. Verfallen lassen. Angeblich könnten andere Europäer – er nannte die Italiener – kaum verstehen, wie schnell wir in Deutschland die Abrißbirne oder die Umnutzung (Vermarktung, wie es in einem Bericht der Rheinischen Post über die Kirchenbaunutzung in Krefeld heißt) als vermeintliche Lösung sehen.

So wie der Turm unserer Hauptkirche. Nahezu ein Jahrhundert lang trug er eine wilhelminische Dachhaube, bis Ende 2003 ein Sturm eine kupferne Fiale abriß und auf den Vorplatz schleuderte. Die Haube mußte weg, der digitus dei über Krefeld ist gekappt. Oups!"

Wörth am Main: Museum in der Kirche



Kein Fall von aktuellem Kirchenschwinden: Bereits 1903 wurde die Kirche St. Wolfgang in Wörth am Main profaniert. Seit Anfang der neunziger Jahre wird sie als Schiffahrts- und Schiffbaumuseum genutzt.

Eine kurze Info bei der Stadt Wörth, ein bißchen ausführlicher im Wochenendtipp der Frankfurter Rundschau vom 11. November 2005.

2.11.05

Heilig-Geist-Kapelle, Kempen

Seit dem 10. September 2005 ist die 1421 errichtete Heilig-Geist-Kapelle in Kempen eine Buchhandlung. Der religiöse Buchversender Choros hat dort seine Räume eingerichtet. Die Kapelle wurde bereits als Hotelbetrieb, Frisörsalon und Stadtbibliothek genutzt, ehe sie 1990 wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt wurde. Für 15 Jahre, denn nun ist sie ein Opfer der finanziellen Krise des Bistums Aachen geworden.

31.10.05

St. Martin, Aachen

Am Sonntag vor einer Woche wurde die katholische Kirche Sankt Martin in Aachen im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes der örtlichen freievangelischen Vineyard-Gemeinde abgetreten. [...] St. Martin wurde 1954 gebaut.

Nach Angaben der katholischen Kirchgemeinde mußte das Gotteshaus „aus finanziellen Gründen“ veräußert werden.

Die freikirchliche Aachener Vineyard-Gemeinde bezahlte der Pfarrgemeinde St. Martin für das Gebäude 350.000 Euro.

Bereits vorletzten Mittwoch wurde die Kirche mit einem eigenen kirchlichen Ritus profaniert.

„Wir sind froh, daß St. Martin keine Autowerkstatt oder Lagerhalle wird“, erklärte der katholische Pfarrer, Pater Lukas Jünemann, während des Übergabe-Gottesdienstes.

Als Ersatz soll noch in diesem Jahr im bestehenden Pfarrheim ein katholischer Gottesdienstraum geschaffen werden. [...] Um den Ankauf der Kirche St. Martin bewarb sich auch die von Erzbischof Marcel Lefèbvre gegründete Priesterbruderschaft Sankt Pius X. [kreuz.net]
Den Aachener Nachrichten war das Ereignis eine kurze Notiz und einen Vorbericht wert. Die Predigten aus dem ökumenischen Gottesdienst gibt es im Originalton. Sehenswert auch die Website der KAB-Pfarrgruppe St. Martin.

26.10.05

Kloster Frankenhausen, Crimmitschau/Sachsen

Das Kloster Frankenhausen ist das letzte Zisterzienserkloster in Sachsen, dessen Hauptgebäude noch stehen. Jedoch die Anlage verfällt, weil nicht einmal die Mittel für eine Dachsicherung vorhanden sind.

Eine örtliche Bürgerinitiative konnte zu DDR-Zeiten einen Abriss verhindern, jetzt droht er erneut, denn es ist zwar der gute Wille da, aber kein Geld! [Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland]
Ein paar Informationen über das Kloster auf der Website der Stadt Crimmitschau.

25.10.05

Kloster Geistingen, Hennef (Sieg)

So steht es auf der
Website des Redemptoristenklosters Geistingen.
"Nach über 100 Jahren in Geistingen wird am Sonntag, 8. Januar 2006, der letzte Gottesdienst gefeiert."
Die dreischiffige, neuromanische Klosterkirche wird danach profaniert und anschließend zum "Wohlfühl-Paradies" mit einem öffentlichen Bereich und einem VIP-Bereich umgebaut, das der indische Physiotherapeut Balbir Singh leiten wird.
Das Management liegt bei Airnergy. Balbir Singh ist dem Hennefer Unternehmen Airnergy eng verbunden, ist Botschafter für die junge, erfolgreiche Gesundheitstechnologie, kümmert sich um die Mitarbeiter und sieht dort seine Zukunft. Als sehr religiöser Mensch empfindet er große Ehrfurcht und Verantwortung für seine neue Wirkungsstätte.

Die etwa ein Dutzend bis jetzt noch in Hennef lebenden Redemptoristen sind ebenso wie ihre Ordensleitung, wie die Denkmalschützer und die Vertreter der Stadt mit der geplanten Nutzung sehr einverstanden. Alle Planer und die neuen Eigentümer, soweit sie bisher feststehen, haben Respekt vor der geschichtsträchtigen Klosteranlage und werden sensibel damit umgehen. [Pressemitteilung der Stadt Hennef]
Mehr beim Bonner General-Anzeiger, der Kölnischen Rundschau und bei kreuz.net. Dort macht man sich Sorgen um die Bibliothek der ehemaligen theologischen Hochschule:
Was mit den 180.000 Bänden der Bibliothek passiert, weiß niemand. Etwa 20.000 Bücher kommen nach Rom.

Über das Kloster Geistingen schreibt auch der ehemalige Bonner Theologieprofessor Joseph Ratzinger in seiner Autobiographie. Der jetzige Papst benützte während der Semesterferien in Geistingen oft die Bibliothek. Er organisierte dort auch seine regelmäßigen Schülertreffen, von denen das jüngste im September in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo stattfand.

Für das Redemptoristenkloster gab es Alternativen. Die von Erzbischof Marcel Lefèbvre gegründete Priesterbruderschaft Pius X. hätte das Kloster gerne gekauft. Aber der zuständige Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, legte sein Veto ein. Er hätte sich mit einer solchen Lösung nicht wohlgefühlt.
Ich war im vergangenen Jahr dort einmal zu einer Sonntagsmesse.

17.10.05

Keine fragwürdige Nutzung, kein Verfall

Am Sonntag feierten die Katholiken von Radewell ihren letzten Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kirche.

"Mit einer feierliche Prozession der Gläubigen wurden die Hedwig-Statue und das Heilige Brot der Kommunion aus der Kirche getragen und in die Kirche Sankt Marien in der Brauhausstraße gebracht. Hier werden sich künftig die Gemeindemitglieder zu Gottesdienst, Kommunion, Hochzeit, Taufe oder Trauerfeier treffen. Am Sonntag gab es bereits eine Agape-Feier. (...)

Hatte die Gemeinde 1990 noch 1200 Mitglieder, so sank ihre Zahl danach stetig. Kunz, der aus Bayern kam und seit 2001 Pfarrer in Ammendorf ist, sagte dazu: 'Die Menschen folgen der Arbeit in andere Bundesländer. 2004 zählten wir noch 740 Gemeindemitglieder.' Sie werden weiter vom Gemeindezentrum betreut.

Der Verkauf der Hedwig-Kirche indes ist noch nicht unter Dach und Fach. Pfarrer Kunz: 'Die nötige Sanierung ist finanziell für die Kirche nicht zu leisten. Es gibt bisher zwei Kauf-Interessenten. Allerdings ist Näheres noch nicht zu sagen. Nur soviel steht fest, wir werden keiner fragwürdigen Nutzung zustimmen. Auch Verfall des Gebäudes akzeptieren wir nicht. Dann heißt die Option Abriss.'" (Mitteldeutsche Zeitung)

10.10.05

Mehr Mitverantwortung

Günther Grothe aus Lüdinghausen schreibt in einem ausführlichen Leserbrief zum auch hier besprochenen FAZ-Artikel "Deutschland schleift seine Gotteshäuser":
Für mich tragen vor allem die Kirchenleitungen Mitverantwortung, die es versäumt haben, rechtzeitig den Gemeinden eine größere Selbständigkeit und eine höhere Mitverantwortung für ihre Kirchengebäude zuzumuten und zuzutrauen. Würde man Bestand oder Aufgabe einer Pfarrkirche zur Sache der Ortsgemeinde machen, dann würden viele Kräfte für deren Erhalt wachgerufen werden, da bin ich sicher. [...]

Die deutsche Sonderheit der staatlich eingezogenen Kirchensteuer brauchte jahrzehntelang einen (Geld-)Segen zum Bau und Erhalt unserer Gotteshäuser; nun erweist sie sich eher als Hindernis für eine längst überfällige Reform in der Kirche. Dabei ist noch gar nicht abzusehen, wie weit das Versiegen dieser Geldquelle fortschreitet und die dadurch ausgelöste Erosion in den kirchlichen Einrichtungen.

30.9.05

Gerettet?

  • Marienkirche in Bochum gerettet? [kreuz.net]
  • Kampf um Erhalt der Marienkirche erfolgreich [WAZ, Registrierung erforderlich]
  • Interview mit Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz [WAZ, Registrierung erforderlich]

28.9.05

Verkauf an die Diakonie

"Erstmals in der Geschichte des evangelischen Kirchenkreises Lübeck trennt sich eine Gemeinde von ihrem Eigentum: Die in den 60er Jahren erbaute St. Lazarus-Kirche im Stadtteil St. Lorenz soll verkauft werden. Potenzieller Investor: die Vorwerker Diakonie. (...)

'Wir sind sehr glücklich darüber, dass mit der Vorwerker Diakonie der christliche Gedanke auf dem Gelände weiter praktiziert wird', sagt Schuback. 'Mit einem Supermarkt oder ähnlichem hätten wir uns sehr schwer getan.' Lübecks Propst Ralf Meister begrüßt den Beschluss der Gemeinde als eine mutige und pragmatische Entscheidung. 'Kirche besteht nicht aus Gebäuden, Kirche besteht aus Menschen und ihrem Glauben.' Was mit dem Erlös aus dem Kirchenverkauf geschehen soll, ist noch unklar. 'Auch für uns ist das eine neue Situation', so Katja Launer, Sprecherin des Kirchenkreises, in dem es 35 Gotteshäuser gibt. Eine Überlegung sei, das Geld aus dem Gebäudeverkauf in einen Stiftungsfonds zu stecken." Kieler Nachrichten

19.9.05

Chorin

Das Zisterzienserkloster Chorin wurde bereits 1542 durch Kurfürst Joachim II. säkularisiert. Geschwunden ist es seitdem, verschwunden jedoch bis heute nicht. Beeindruckende Bilder von Manuela Hoffmann.

13.9.05

Die Verteidiger der Kirche

"Der Kampf um die Marienkirche in Bochum ist voll entbrannt." [kreuz.net]

Heilige Drei Könige, Rondorf

Seit 1987 wohnt ein Kirchenarchitekt mit Familie in der ehemaligen Kirche:

"Nach Weihrauch riecht es in dieser Kirche schon lange nicht mehr. Hier arbeiten jetzt Architekten und da, wo einmal Glocken klangen, schlafen jetzt die Hausbewohner.

Rolf Link hat sich längst daran gewöhnt, in der ehemaligen Kirche 'Heilige Drei Könige' in Rondorf zu leben und zu arbeiten: 'Wenn das Wesentliche fehlt, Altar, Tabernakel, etc., dann ist es keine Kirche mehr, einfach nur noch ein Gebäude', so Link.

Mit viel Fingerspitzengefühl hat der Architekt zusammen mit seinen Söhnen die Kirche zu einem Büro –und Wohnhaus umgebaut. Das neugotische Kirchenschiff wurde generalüberholt und der Turm wurde zu einem Wohnhaus mit vier Maisonette-Wohnungen umgebaut. Der Bau bietet Wohnraum für dreizehn Menschen – und für ein Atelier mit Büroräumen. (...)

Seine Kinder und Enkelkinder fühlen sich wohl: nicht weit von dem Platz, an dem früher das Taufbecken stand, ist jetzt ein Swimming-Pool." (katholisch.de)

Virtueller Rundgang

6.9.05

Nicht verkaufen

"Bamberger Erzbischof will keine Kirchen verkaufen" [kath.net]

Bamberg: "Keine Kirchen aufgeben"

Der Infodienst St. Josef weist auf eine klare Aussage des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick hin. Auf den Seiten des Erzbistums findet sich folgender Text dazu:

Bamberg. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgefordert, keine Kirchen zu verkaufen oder umzufunktionieren. „Kirchen sind Zeugnisse des christlichen Glaubens und Orte der Gegenwart Christi. Sie bezeugen und verkündigen die Frohe Botschaft Jesu. Sie erhalten unsere christliche Kultur“, so Schick wörtlich. In einer Zeit, in der eine Neuevangelisierung dringend erforderlich sei, müssten die Kirchen, die unsere Städte und Dörfer prägen, erhalten werden. Dies sei auch eine wichtige Aufgabe der getauften Laien. Vor allem die örtlichen Pfarrgemeinderäte und Verwaltungsräte müssten dafür die Initiativen ergreifen. Die Christen dürften jetzt nicht das Feld anderen Religionen oder Ersatzreligionen überlassen. „Sollen denn in Zukunft Kaufhäuser, Gourmettempel, Sparkassen, Sportstadien das Bild unserer Städte und Dörfer prägen?“, fragte der Erzbischof. Auch die Verantwortlichen in den Kommunen sowie die Politiker müssten ihren Pflichten nachkommen, besonders wenn es sich um historische und denkmalgeschützte Kirchen handle.

Kirchen seien nie nur dazu da gewesen, am Sonntag die Eucharistie in ihnen zu feiern. Deshalb seien sie auch nicht überflüssig, wenn die Sonntagsmesse nicht möglich sei. „Neben der Kirchensteuer, die bewahrt werden soll, gibt es noch viele andere Quellen der Finanzierung gerade für ortsbezogene Aufgaben.

Viele Christen spenden gern für ihre Kirche“. Die Gläubigen sollten auch aufgefordert werden, die Kirchen öfters zu besuchen, in ihnen zu beten und Gottesdienst zu feiern. „Zum gemeinsamen Rosenkranzgebet oder für eine Andacht aus dem Gotteslob braucht man keinen Priester oder ausgebildeten Theologen“. Nur als letztes Mittel und wenn eine Kirche keinerlei Funktion mehr erfüllen könne, dürften sie aufgegeben werden.
St. Josef ergänzt mit einem Zitat der Nachrichtenagentur Kathpress:

"Schick stellte sich mit seiner Stellungnahme mutig gegen die Haltung anderer deutscher Bischöfe, die unter dem Druck ihrer Finanzgremien und des oft herangezogenen Beratungsunternehmens 'McKinsey' begonnen haben, 'überflüssige' Gotteshäuser zu verkaufen. Die Kirchen werden entweder abgerissen oder unterschiedlichen Zwecken zugeführt, wie in der Zeit der bourgeoisen und marxistischen Revolutionen im 19./20. Jahrhundert."

5.9.05

St. Barbara Hürth Gleuel

Noch wohnt Pfarrer Michael Tillmann in Gleuel an der Pfarrkirche St. Barbara zwischen Pfarrsaal und Pfarrbüro. Doch schon bald könnte von der Kirche keine Spur mehr zu sehen sein und die Gebäude ringsherum nichts mehr mit der Kirche zu tun haben. „Schon beim Bau der Kirche im Jahr 1959 gab es Kritik“, berichtet der Pfarrer vom Beginn der Pfarreigeschichte. Nur rund 500 Meter von der Pfarrkirche St. Dionysius entfernt war damals die Pfarrkirche St. Barbara gebaut worden. Dann gab es in dem Dorf mit 4000 Seelen lange zwei Pfarreien. Vom ersten Tag an wurde Michael Tillmann, der seit 1997 in Gleuel tätig ist, mit Problemen konfrontiert. Mit einiger „Bauernschläue“, so erinnert sich der Pfarrer, habe sich die Pfarrei St. Barbara neue Gebäude gegönnt. Von einem Zuschuss des Bistums wurden damals nicht nur Pfarrbüro und Pfarrwohnung, sondern auch ein ganz neuer Pfarrsaal gebaut — allerdings zum Teil „schwarz“ und ohne Baugenehmigung. Inzwischen sind die Gebäude alle genehmigt, aber durch Rück- und Nachzahlungen hat die Pfarrei Schulden von über 200 000 Euro. Vor drei Jahren wurden die beiden Gleueler Pfarreien zu einer zusammengelegt. Die neue Pfarrei musste den Schuldenstand übernehmen.

Die Pfarrei hat nun zwar viele Gebäude im Dorf, aber die meisten müssen dringend saniert werden. Anträge zur Renovierung habe, so Pfarrer Tillmann, das Bistum seitdem abgelehnt und so stehe das alte Pfarrhaus leer.

Pfarrer Tillmann reicht der Stillstand. Er kann die Ankündigung von Generalvikar Norbert Feldhoff in einem Gespräch mit den Gremien der Pfarrei am 29. Juli verstehen: Von der Kirche St. Barbara sollen sich die Pfarreien trennen und zwei Drittel der Räume verkaufen. 150 000 Euro würde die Sanierung der Kirche St. Barbara kosten. Das kann sich die Pfarrei mit dem derzeitigen Schuldenstand nicht leisten. Überlegungen, die Kirche anders zu nutzen, ließ die Architektur des Gebäudes nicht zu. In spätestens vier Jahren muss die Pfarrei eine Lösung gefunden haben. Doch selbst mit dem Abriss der Kirche wären die Probleme der Pfarrei nicht gelöst. Neben der alten Kirche gibt es nur eine Altenstube, in die bis zu 30 Personen passen. Die Säle der Pfarrei St. Barbara sind rund 500 Meter von der alten Kirche entfernt, doch von Kirchenbesuchern in St. Dionysius werden sie nicht angenommen. Deswegen gibt es nun Überlegungen, nach dem Abriss der Kirche auch die Pfarrsäle, das Pfarramt und alle Gebäude zu verkaufen. Eventuell könnte die Pfarrei, so der Pfarrer, mit diesen Verkäufen die Schulden begleichen und das alte Pfarrhaus umbauen. Derzeit berät der Kirchenvorstand, was von St. Barbara übrig bleiben soll. [Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, 31.10.03] Dank an Cicero für den Hinweis!

Essen

Die evangelische Altstadt-Gemeinde in Essen ringt um die Zukunft ihrer Kirchengebäude.
"Auch nach dem Abrissbeschluss der Gnadenkirche ist die Standortfrage der Evangelischen Altstadt-Gemeinde noch nicht abgeschlossen. Jetzt zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Zukunft der Neuen Pauluskirche (Abriss oder nicht) und der Auferstehungskirche (Abriss nicht möglich, da denkmalgeschützt) ab." [Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 04.09.05, kostenlose Registrierung erforderlich]

Marienkirche Bochum

Die neugotische Marienkirche soll nach dem Willen der Propsteigemeinde abgerissen werden und einem Neubau weichen. Trotz eines Moratoriums wurden Ende August die Chorfenster ausgebaut und das Innere der leerstehenden Kirche damit Wind und Wetter ausgesetzt. [kreuz.net]
In einem "Brandbrief" appelliert der Vorstand des Fördervereins Pro Marienkirche an Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, den Abriss der Marienkirche zu verhindern.

"Bitte fühlen Sie sich erneut aufgerufen, ein nicht wieder gut zu machenden kulturelles Fiasko zu verhindern," heißt es in dem Schreiben. "Der "Fall" dieses Baudenkmals würde nicht nur dauerhaft Wunden in den Stadtorganismus reißen, sondern auch die Bürger in ungeahntem Ausmaß emotional berühren." [Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 04.09.05, kostenlose Registrierung erforderlich]
Weiterer Artikel: Gerangel um ein leeres Gotteshaus [Westdeutsche Allgemeine Zeitung]

"Kirche kann auch zur Moschee werden"

Lösungen für bedrohte Kirchen - Matthias Ludwig vom EKD-Institut für Kirchenbau an der Universität Marburg kann sich eigentlich alles vorstellen. Auch "Bauchschmerzen" sind kein Grund, irgendeine Nutzung kategorisch abzulehnen. Grenzen zieht er höchstens "auf der denkmalpflegerischen Seite".

Das Interview mit ihm lässt sich in der Welt vom 4. September nachlesen. (Danke für den Hinweis, Reto!)

3.9.05

Letzter Gottesdienst in St. Agnes, Berlin

Aus den Kommentaren hochgeholt - von Anonym und ohne Quelle:

Gotteshaus soll entwidmet und ein Kulturzentrum werden
Am 4. September feiert die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius den letzten Gottesdienst in der St. Agnes-Kirche. In den Tagen danach wird das Gotteshaus an der Alexandrinenstraße 117-121 entwidmet: Experten entfernen den Altar und verwandeln das Gotteshaus damit in einen Profanbau.

Damit wird der Weg frei, um die 1966 von Baumeister Werner Düttmann errichtete Kirche zum Kulturzentrum zu machen. Gestern stellten Pfarrer Ulrich Kotzur und Stefan Förner, Sprecher des Erzbistums, die ersten Pläne vor.

"Einen Abriß können wir ausschließen, er wäre unwirtschaftlich. Niemand kann an dieser Stelle ein leeres Grundstück gebrauchen", sagte Stefan Förner. Zwecks neuer Nutzung soll nach Förners Worten ein finanzkräftiger Investor gefunden werden. Bei der deutschlandweiten Suche hilft das "Büro für Kirche und Kultur D:4", ein Zusammenschluß von Architekten, Kunsthistorikern, Theologen und Immobilienwirtschaftlern. "D:4"-Gesellschafter Marcus Nitschke bezifferte die Kosten für die Grundsanierung von St. Agnes gestern mit mindestens einer Million Euro.

Eine Summe, die die Gemeinde laut Pfarrer Ulrich Kotzur nicht bereitstellen kann. Kotzur zeigte sich mit der Aufgabe von St. Agnes einverstanden. Zuletzt hatten sich bei Gottesdiensten 100 Gläubige eingefunden, das Haus hat 300 Sitzplätze. "An Sekten, islamische Gemeinden oder buddhistische Organisationen darf es nicht verkauft werden", sagte Förner und verwies auf einen Beschluß der Katholischen Bischofskonferenz.

Auch der Sohn des Erbauers, der Architekt Hans Düttmann, äußerte sich zum Ende von St. Agnes: "Ich finde das sehr traurig."

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Dazu ein Artikel aus der Welt.

2.9.05

Belgien

Soeben im Deutschlandfunk:
Neue Besitzer gesucht.
Kirchengebäude sind in
Belgien Eigentum der Kommunen [MP3]

1.9.05

St. Stephanus Hamburg-Eimsbüttel

Am 20. März 2005 wurde die Stephanuskirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Eimsbüttel entwidmet. Aus der Predigt der nordelbischen Bischöfin Maria Jepsen:
"Noch nicht einmal 100 Jahre ist es her, dass diese Kirche erbaut wurde, denn die Apostelkirche allein wurde als nicht ausreichend angesehen für die knapp 50.000 Gemeindeglieder damals. Und nun hat sich die Situation verändert: die zwei Kirchen von Nord-Eimsbüttel, die zwei Kirchen von Süd-Eimsbüttel, sie können nicht mehr unterhalten werden, sie werden nicht mehr dringend benötigt. Man kann, soll sich bescheiden, zurückziehen auf zwei insgesamt. Die Finanzen haben diese Entscheidung erzwungen, denn die Gemeinde stand vor der Alternative: das weniger werdende Geld nur in die Gebäude zu stecken oder mit ihm zu wuchern, mit ihm Gemeindearbeit fortzusetzen, Menschen anzustellen, haupt- und ehrenamtlich das Evangelium weiterzugeben."
Eine Alternative, die sich so oder ähnlich an vielen Orten stellt und stellen wird. Eher ungewöhnlich hingegen das schließlich gescheiterte Nachnutzungs-Projekt...

  • Tim Mälzer will Restaurant in Kirche eröffnen [Hamburger Abendblatt, 19. Februar 2005]
  • Kirche sucht Mieter - um jeden Preis? [Hamburger Abendblatt, 21. März 2005]
  • St. Stephanus - das bittere Ende einer Kirche [Hamburger Abendblatt, 21. März 2005]
  • St. Stephanus: Gastronomie-Projekt ist geplatzt [Hamburger Abendblatt, 5. April 2005]
  • Orgel zu verkaufen [Hamburger Abendblatt, 25. Mai 2005]

Umzug

Ab sofort ist dieses Blog unter kirchenschwinden.de zu erreichen.

Wikipedia-Artikel

Die Wikipedia hat bereits einen Artikel zum Thema "Kirchenschließung", der zahlreiche Kirchen auflistet, mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Bistümern Essen und Berlin. Theologische Aspekte kommen überhaupt nicht zur Sprache.

31.8.05

St. Lukas Fredenbeck

Der Abschied war ganz still und unspektakulär. Am letzten Sonnabend des gerade vergangenen Jahres besuchten ein paar Dutzend Katholiken zum letzten Mal die Vorabendmesse in der kleinen St. Lukas-Kirche in Fredenbeck. Bis Ende März soll sie abgerissen werden.

„Das war schon eine eigenartige Stimmung beim letzten Gottesdienst“, gesteht Wolfgang Voges, Pfarrer der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde in Stade, ein. St. Lukas ist die zweite Kirche im Bistum Hildesheim, die aus Finanznöten geschlossen wurde. „Und es werden noch mehr folgen“, sagt Voges voraus.

Rund 1000 Gemeindemitglieder zählt die Statistik auch heute noch in Fredenbeck. Doch zu den Vorabendmessen am Sonnabend kamen gerade mal 30 Kirchgänger, davon nur ein kleiner Teil aus Fredenbeck selbst. Und so habe es gegen die Entscheidung, die Kirche zu verkaufen, keinen Widerspruch gegeben, so der Pfarrer.

„Die meisten Fredenbecker fahren ohnehin zum Gottesdienst nach Stade“, sagt Voges. Mehr als zwei Jahre habe er das beobachtet, denn der anstehende Verkauf der Kirche war für ihn kein leichter Schritt. [Stader Tageblatt, 8. Januar 2004]
Dass es keinen Widerspruch gegeben habe, würde ich nicht sagen.

Nicht viel mehr als 30 Jahre überstand St. Lukas in Fredenbeck. Die Kirche hatte, einem rührigen Orgelbauverein sei Dank, zum Schluss sogar noch eine kleine Orgel bekommen, die heute in St. Josef (Stade) gespielt wird. Der Altar und das aus dem gleichen Stein gehauene Ambo stehen heute, selten genutzt, vor St. Josef im Freien.

  • „Wir fahren jetzt nicht mit der Abrissbirne durchs Bistum“ [Kirchenzeitung, Januar 2004]
  • Abrissbirne für St. Lukas [Hamburger Abendblatt, 14. Januar 2004]

Wenn die ultima ratio zum Alltag wird...

Wolfgang Pehnt in der FAZ mit einem ausführlichen Hintergrundartikel zum deutschen Kirchensterben.

Nichts ist mehr, wie es war, auch wenn es manchmal noch so scheint. Das sagt nicht ein außenstehender Beobachter der Kirchen, sondern Ruhrbischof Felix Genn.

Anfang des Jahres fuhr er vor den Priestern und Diakonen seiner Diözese fort: Die Kirche habe ihr Monopol als lebensorientierende Instanz verloren. Von einer religiösen Schicksalsgemeinschaft, in die man unentrinnbar hineingeboren wurde, sei sie zum Anbieter auf dem Markt von Religion und Lebenssinn geworden. Die Tatsachen scheinen für sich zu sprechen: Die Zahl der Kirchenmitglieder und Gottesdienstbesucher geht kontinuierlich zurück, die Kirchensteuern ebenso. Die Haushaltslage der Diözesen ist desolat. Pfarrgemeinden werden zusammengelegt, Mitarbeiter entlassen. Und es werden Kirchengebäude geschlossen, verkauft oder abgerissen. Was die „Handreichung” der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die sich vor zwei Jahren mit der Umnutzung von Gotteshäusern beschäftigte, noch als Ultima ratio bezeichnete, entwickelt sich zum fast alltäglichen Fall.

Eben traf es St. Raphael im Berliner Vorort Gatow, den einzigen Sakralbau, den der große Kirchenbauer Rudolf Schwarz für Berlin entworfen hatte und der einem Supermarkt Platz machen mußte. Schon liegt die Abrißgenehmigung für St. Johannes Capristan in Tempelhof vor, einen Bau von Reinhard Hofbauer, den bisher die polnische Gemeinde nutzte. Für September ist in St. Agnes in Kreuzberg ein „Entwidmungsgottesdienst” anberaumt, mit dem sich die katholische Kirche von ihren Kultstätten verabschiedet. Im Werk des Architekten Werner Düttmann stellt - oder muß man schon sagen: stellte? - St. Agnes einen Höhepunkt dar.
Vorher bereits, am 12.7.05, kurz nach dem Abriß von St. Raphael in Berlin-Gatow, schrieb bat alias Dieter Bartetzko einen Feuilletonkommentar und schloß:

Der Raum, in dem nur wahre Worte möglich sein sollten, wird gar nicht mehr vermißt, und als letzte Wahrheit, durch den Abriß beglaubigt, bleibt das grausig umgemünzte Christuswort "Laßt die Toten ihre Toten begraben".

Materialien

Umnutzung von Kirchen: Beurteilungskriterien und Entscheidungshilfen
Hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
24. September 2003

Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung von gottesdienstlichen Räumen
Handreichung der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz
25. Oktober 1988 - 5. überarbeitete und erweiterte Auflage 2000

Einladung

Manchmal braucht es den gewissen Anstoß von außen. Heute wünscht sich Martin ein eigenes Blog zum Thema "Kirchensterben", und so starte ich dieses Blog, das schon ein paar Tage in Arbeit ist, mit Zittern und Zagen. Das Thema ist heiß, umstritten - und traurig. So oder so.