Am Sonntag vor einer Woche wurde die katholische Kirche Sankt Martin in Aachen im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes der örtlichen freievangelischen Vineyard-Gemeinde abgetreten. [...] St. Martin wurde 1954 gebaut.Den Aachener Nachrichten war das Ereignis eine kurze Notiz und einen Vorbericht wert. Die Predigten aus dem ökumenischen Gottesdienst gibt es im Originalton. Sehenswert auch die Website der KAB-Pfarrgruppe St. Martin.
Nach Angaben der katholischen Kirchgemeinde mußte das Gotteshaus „aus finanziellen Gründen“ veräußert werden.
Die freikirchliche Aachener Vineyard-Gemeinde bezahlte der Pfarrgemeinde St. Martin für das Gebäude 350.000 Euro.
Bereits vorletzten Mittwoch wurde die Kirche mit einem eigenen kirchlichen Ritus profaniert.
„Wir sind froh, daß St. Martin keine Autowerkstatt oder Lagerhalle wird“, erklärte der katholische Pfarrer, Pater Lukas Jünemann, während des Übergabe-Gottesdienstes.
Als Ersatz soll noch in diesem Jahr im bestehenden Pfarrheim ein katholischer Gottesdienstraum geschaffen werden. [...] Um den Ankauf der Kirche St. Martin bewarb sich auch die von Erzbischof Marcel Lefèbvre gegründete Priesterbruderschaft Sankt Pius X. [kreuz.net]
Ein Blog mit Informationen zu Umnutzung, Verkauf oder Abriß katholischer Kirchen in Deutschland
31.10.05
St. Martin, Aachen
26.10.05
Kloster Frankenhausen, Crimmitschau/Sachsen
Das Kloster Frankenhausen ist das letzte Zisterzienserkloster in Sachsen, dessen Hauptgebäude noch stehen. Jedoch die Anlage verfällt, weil nicht einmal die Mittel für eine Dachsicherung vorhanden sind.Ein paar Informationen über das Kloster auf der Website der Stadt Crimmitschau.
Eine örtliche Bürgerinitiative konnte zu DDR-Zeiten einen Abriss verhindern, jetzt droht er erneut, denn es ist zwar der gute Wille da, aber kein Geld! [Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland]
25.10.05
Kloster Geistingen, Hennef (Sieg)
So steht es auf der
Website des Redemptoristenklosters Geistingen.
Website des Redemptoristenklosters Geistingen.
"Nach über 100 Jahren in Geistingen wird am Sonntag, 8. Januar 2006, der letzte Gottesdienst gefeiert."Die dreischiffige, neuromanische Klosterkirche wird danach profaniert und anschließend zum "Wohlfühl-Paradies" mit einem öffentlichen Bereich und einem VIP-Bereich umgebaut, das der indische Physiotherapeut Balbir Singh leiten wird.
Das Management liegt bei Airnergy. Balbir Singh ist dem Hennefer Unternehmen Airnergy eng verbunden, ist Botschafter für die junge, erfolgreiche Gesundheitstechnologie, kümmert sich um die Mitarbeiter und sieht dort seine Zukunft. Als sehr religiöser Mensch empfindet er große Ehrfurcht und Verantwortung für seine neue Wirkungsstätte.Mehr beim Bonner General-Anzeiger, der Kölnischen Rundschau und bei kreuz.net. Dort macht man sich Sorgen um die Bibliothek der ehemaligen theologischen Hochschule:
Die etwa ein Dutzend bis jetzt noch in Hennef lebenden Redemptoristen sind ebenso wie ihre Ordensleitung, wie die Denkmalschützer und die Vertreter der Stadt mit der geplanten Nutzung sehr einverstanden. Alle Planer und die neuen Eigentümer, soweit sie bisher feststehen, haben Respekt vor der geschichtsträchtigen Klosteranlage und werden sensibel damit umgehen. [Pressemitteilung der Stadt Hennef]
Was mit den 180.000 Bänden der Bibliothek passiert, weiß niemand. Etwa 20.000 Bücher kommen nach Rom.Ich war im vergangenen Jahr dort einmal zu einer Sonntagsmesse.
Über das Kloster Geistingen schreibt auch der ehemalige Bonner Theologieprofessor Joseph Ratzinger in seiner Autobiographie. Der jetzige Papst benützte während der Semesterferien in Geistingen oft die Bibliothek. Er organisierte dort auch seine regelmäßigen Schülertreffen, von denen das jüngste im September in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo stattfand.
Für das Redemptoristenkloster gab es Alternativen. Die von Erzbischof Marcel Lefèbvre gegründete Priesterbruderschaft Pius X. hätte das Kloster gerne gekauft. Aber der zuständige Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, legte sein Veto ein. Er hätte sich mit einer solchen Lösung nicht wohlgefühlt.
17.10.05
Keine fragwürdige Nutzung, kein Verfall
Am Sonntag feierten die Katholiken von Radewell ihren letzten Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kirche.
"Mit einer feierliche Prozession der Gläubigen wurden die Hedwig-Statue und das Heilige Brot der Kommunion aus der Kirche getragen und in die Kirche Sankt Marien in der Brauhausstraße gebracht. Hier werden sich künftig die Gemeindemitglieder zu Gottesdienst, Kommunion, Hochzeit, Taufe oder Trauerfeier treffen. Am Sonntag gab es bereits eine Agape-Feier. (...)
Hatte die Gemeinde 1990 noch 1200 Mitglieder, so sank ihre Zahl danach stetig. Kunz, der aus Bayern kam und seit 2001 Pfarrer in Ammendorf ist, sagte dazu: 'Die Menschen folgen der Arbeit in andere Bundesländer. 2004 zählten wir noch 740 Gemeindemitglieder.' Sie werden weiter vom Gemeindezentrum betreut.
Der Verkauf der Hedwig-Kirche indes ist noch nicht unter Dach und Fach. Pfarrer Kunz: 'Die nötige Sanierung ist finanziell für die Kirche nicht zu leisten. Es gibt bisher zwei Kauf-Interessenten. Allerdings ist Näheres noch nicht zu sagen. Nur soviel steht fest, wir werden keiner fragwürdigen Nutzung zustimmen. Auch Verfall des Gebäudes akzeptieren wir nicht. Dann heißt die Option Abriss.'" (Mitteldeutsche Zeitung)
10.10.05
Mehr Mitverantwortung
Günther Grothe aus Lüdinghausen schreibt in einem ausführlichen Leserbrief zum auch hier besprochenen FAZ-Artikel "Deutschland schleift seine Gotteshäuser":
Für mich tragen vor allem die Kirchenleitungen Mitverantwortung, die es versäumt haben, rechtzeitig den Gemeinden eine größere Selbständigkeit und eine höhere Mitverantwortung für ihre Kirchengebäude zuzumuten und zuzutrauen. Würde man Bestand oder Aufgabe einer Pfarrkirche zur Sache der Ortsgemeinde machen, dann würden viele Kräfte für deren Erhalt wachgerufen werden, da bin ich sicher. [...]
Die deutsche Sonderheit der staatlich eingezogenen Kirchensteuer brauchte jahrzehntelang einen (Geld-)Segen zum Bau und Erhalt unserer Gotteshäuser; nun erweist sie sich eher als Hindernis für eine längst überfällige Reform in der Kirche. Dabei ist noch gar nicht abzusehen, wie weit das Versiegen dieser Geldquelle fortschreitet und die dadurch ausgelöste Erosion in den kirchlichen Einrichtungen.
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