3.12.06

Erfurt zieht nach...

Noch ein Kolumbarium: Ab 2007 soll die Allerheiligenkirche in Erfurt ebenfalls als Begräbnisstätte dienen.

Mehr unter dem Stichwort "Innovative Projekte" bei der Diözese und beim Sekretär des Domkapitels.

Ruhe im Kolumbarium

Peter Schilder schrieb in der FAZ vom 27. 11. 2006 einen Bericht über die Kirchen St. Konrad in Marl und St. Josef in Aachen, die zu Kolumbarien umgewidmet wurden. In Aachen wurde dafür richtig Geld in die Hand genommen: 500 k€. Dafür gibt es dann 4m hohe Stelen für die Urnen, einen offene, mit Kies bedeckten Kirchenboden, der "das Erdreich [symbolisiert], in dem Erde zu Erde wird", einen künstlichen Wasserlauf, der an die "Vergänglichkeit des Lebens" erinnert und einen angedeuteten Schiffsrumpf unterm Kreuzrippengewölbe. Dazu milchiges Licht für "eine erhabene Stimmung". Von leiser Musik ist nicht die Rede. Ganzheitliche, sinnliche Bestattungskultur...

Die Kostennutzenrechnung steht auch schon: Mit 15 Beisetzungen oder Grabkäufen im Jahr in Marl und 50 in Aachen können die Gebäude erhalten und die laufenden Kosten gedeckt werden.

"Dadurch bleibt die Kirche, auch wenn sie keine mehr ist, weiterhin in der Gemeinde. Die Josefskirche in Aachen, so Pastor Jansen, sei nun 'ein riesiges Memento mori für alle, die in die Stadt hineinfahren'."

30.10.06

Es geht auch anders.

Gernot Facius in Weltmanier über Pfr. Wolfgang Picken, der in Bonn einfallsreich den Trend umkehrt. Dazu einiges an Zahlen und Fakten, sowie die Stimmen von Prof. Georg May und Drobinski(SZ).

Bei Pfarrer Picken kommt sogar Kardinal Meißner ins Staunen. Siehe da.

Kolloquium "Das große Kirchensterben"

Der Fachbereich Architektur der FH Koblenz veranstaltet am 14. November ein eintägiges Kolloquium im Pater-Kentenich-Haus in Vallendar-Schönstatt. Aus der Einladung:
"Durch den Rückgang der zahlenden Mitglieder haben die Kirchensteuereinnahmen inzwischen ein so niedriges Niveau erreicht, dass die großen christlichen Kirchen das Problem haben, dass sie den Unterhalt ihres Immobilienbestandes nicht mehr finanzieren können. Viele kirchliche Bauten sind deshalb von der Schließung bedroht.

Nun ist aber eine Kirche keine gewöhnliche Immobilie. Über spirituelle Aspekte hinaus ergibt sich mit der Aufgabe der sakralen Nutzung als Ort des Gottesdienstes und Gebetes ein ganzes Bündel von Fragestellungen in gesellschaftlicher und baukultureller Hinsicht. Es wird nun die Frage einer angemessenen Nach- oder Umnutzung aufgeworfen. Radikale Entscheidungen wurden bereits getroffen und Kirchen abgerissen oder spektakulär umgenutzt.

Die Bistümer und Landeskirchen gehen dabei mit ihren sakralen Bauten, sind sie erst einmal profaniert, oft recht pragmatisch um. Zwar wird der Abbruch von Kirchengebäuden als ultima ratio gesehen, jedoch wird dem Abriss der Vorzug gegeben vor einer nicht adäquaten Nachnutzung. Eine solche wird gesehen in der Umwidmung zu einer Moschee oder Synagoge. Aus Architektensicht verblüfft diese Auffassung mitunter. Während nur die großen christlichen Kirchen von dem Mitgliederschwund betroffen sind, suchen freikirchliche Gemeinden nach neuen Domizilen. Auch jüdische und moslemische Gemeinden benötigen angemessene Gebäude für ihren Glauben. Die kategorische Ablehnung der katholischen Kirche einer Nachnutzung ihrer Sakralbauten durch nichtchristliche Glaubensgemeinschaften als Image schädigend ist zu hinterfragen."

Kolloquium "Das große Kirchensterben"

Die Fachhochschule Koblenz veranstaltet im P. Kentenich-Haus in Vallendar-Schönstatt am 14. November ihr Baukolloquium zum Thema.

Aus der Beschreibung:
"Durch den Rückgang der zahlenden Mitglieder haben die Kirchensteuereinnahmen inzwischen ein so niedriges Niveau erreicht, dass die großen christlichen Kirchen das Problem haben, dass sie den Unterhalt ihres Immobilienbestandes nicht mehr finanzieren können. Viele kirchliche Bauten sind deshalb von der Schließung bedroht.

Nun ist aber eine Kirche keine gewöhnliche Immobilie. Über spirituelle Aspekte hinaus ergibt sich mit der Aufgabe der sakralen Nutzung als Ort des Gottesdienstes und Gebetes ein ganzes Bündel von Fragestellungen in gesellschaftlicher und baukultureller Hinsicht. Es wird nun die Frage einer angemessenen Nach- oder Umnutzung aufgeworfen. Radikale Entscheidungen wurden bereits getroffen und Kirchen abgerissen oder spektakulär umgenutzt.

Die Bistümer und Landeskirchen gehen dabei mit ihren sakralen Bauten, sind sie erst einmal profaniert, oft recht pragmatisch um. Zwar wird der Abbruch von Kirchengebäuden als ultima ratio gesehen, jedoch wird dem Abriss der Vorzug gegeben vor einer nicht adäquaten Nachnutzung. Eine solche wird gesehen in der Umwidmung zu einer Moschee oder Synagoge. Aus Architektensicht verblüfft diese Auffassung mitunter. Während nur die großen christlichen Kirchen von dem Mitgliederschwund betroffen sind, suchen freikirchliche Gemeinden nach neuen Domizilen. Auch jüdische und moslemische Gemeinden benötigen angemessene Gebäude für ihren Glauben. Die kategorische Ablehnung der katholischen Kirche einer Nachnutzung ihrer Sakralbauten durch nichtchristliche Glaubens-gemeinschaften als Image schädigend ist zu hinterfragen.

Kirchen haben über ihre sakrale und spirituelle Bedeutung hinaus in aller Regel auch eine ganz wesentliche städtebauliche Funktion. Als Mittelpunkt von Städten und Gemeinden sind sie ein Identität stiftendes Moment und Wahrzeichen in der Stadtstruktur. Ihr Abbruch oder eine unangemessene Umnutzung greift in wichtige strukturelle städtebauliche Zusammenhänge ein und kann eventuell die Funktion als soziale Mitte nicht mehr ausfüllen."

28.10.06

Detroit: Kirche wird Moschee

Ausnahmsweise ein Blick in die USA. In Detroit wird die Kirche Our Lady Help of Christians profaniert und in eine Moschee umgewandelt. [The Detroit News via Catholic Church Conservation]

5.9.06

Fünf Kirchen im Bistum Hildesheim

Geschlossen, profaniert, verkauft oder abgerissen werden in den nächsten Monaten fünf Kirchen im Bistum Hildesheim:
  • St. Maria Königin, Hitzacker: "Das Gotteshaus ist zwar in baulich gutem Zustand, aber es gibt kaum noch Katholiken am Ort. Die Stadt Hitzacker möchte die Kirche ab Januar 2007 als Stadtbibliothek nutzen. Das Bistum Hildesheim befürwortet das."
  • St. Johannes Evangelist, Alt-Garbsen bei Hannover: "Das Gotteshaus wurde 1967 als Fertigteilkirche errichtet und in den letzten Jahren saniert. Aus finanziellen aber auch seelsorglichen Gründen hat der Kirchenvorstand am 8. Juni 2006 beschlossen, den Bischof um die Profanierung des Gebäudes zu bitten. Das „Heimatwerk“ hat Interesse an dem Grundstück bekundet und wird dort nach dem Abriss der Kirche eventuell Wohnungen für ältere Menschen errichten."
  • St. Barbara, Goslar-Sudmerberg: "Das Gotteshaus wurde 1969 als Beton-Fertigteilkirche errichtet. In den letzten Jahren standen immer häufiger Sanierungsarbeiten an. So dringt zum Beispiel seit Jahren Feuchtigkeit durch die Glasfenster in der Westfront ein, was nie zufriedenstellend behoben werden konnte. Außerdem geht der Gottesdienstbesuch seit Jahren zurück."
  • Hl. Familie, Seesen-Münchehof und St. Oliver, Rhüden: "Die Kirche Hl. Familie wurde 1975 als Beton-Fertigteilkirche errichtet. In dem Kirchengebäude müsste die Heizung erneuert werden. Dringender Sanierungsbedarf besteht vor allem im Pfarrheim. Zugleich verwaist die Filialgemeinde zusehends. Möglicherweise wird die Kirche ab- und in der Ukraine wieder aufgebaut. St. Oliver wurde 1976 als Beton-Fertigteilkirche mit integriertem Pfarrheim errichtet. Der Bauzustand ist gut, aber die Gemeinde verwaist."
Im Bistum Hildesheim wurden seit dem Jahre 2000 folgende Kirchen profaniert:

28. Januar 2003: Angerstein, Zur Göttlichen Vorsehung: Das Grundstück verblieb im Besitz des Bistums, die Kirche wurde an eine Jugendinitiative verkauft, die das Gebäude pflegt.
27. Dezember 2003: Fredenbeck, St. Lukas: Grundstück und Gebäude wurden verkauft und die Kirche abgerissen. Dort stehen heute ein Lebensmittelmarkt und ein Privathaus. Eine Gedenkplakette weist auf die abgerissene Kirche hin.
25. September 2004: Dielmissen, St. Johannes: Grundstück und Gebäude wurden an ein Künstlerehepaar verkauft, das in dem Gebäude ein Atelier einrichten will.
9. Oktober 2004: Salzgitter-Thiede, St. Georg: Die Kapelle war in ein Wohngebäude integriert. Sie wurde verkauft und zu einer Wohnung umgebaut.
19. Februar 2005: Freden, St. Hedwig: Grundstück und Gebäude wurden verkauft. Die Kirche wird abgerissen, dort sollen Wohnhäuser entstehen. [Bistum Hildesheim]

4.9.06

Rettet Bochumer Kirchen!

Die "Bürgeraktion für bedrohte Bochumer Kirchen e.v." hängt nicht nur an Bochums Kirchen, sondern setzt sich ganz praktisch (und steuerabzugsfähig) für sie ein. Allein dort sollen ab spätestens 2008 16 Kirchen nicht mehr "gottesdienstlich genutzt" werden. Nicht nur für Essener Diözesanen interessant!

Auflistung bedrohter Kirchen nach Bistum - z.T., aber nicht nur aus der Wikipedia herausgeholt.

3.9.06

Kirche "Mariä Verkündigung" - Stuttgart-Frauenkopf

Schon seit Ende 2004 wird die Kirche "Mariä Verkündigung" im Suttgarter Stadtteil Frauenkopf nicht mehr für die Liturgie genutzt. Ende Juli hat Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart sie nun still gelegt, um Zeit für eien Lösung zu gewinnen:

"Der Abbruch einer Kirche ist für mich nur eine ultima ratio, die letzte aller denkbaren Möglichkeiten. Neben den Argumenten von ‚Nutzen’ und ‚Brauchen’, von Kosten und Finanzen müssen auch die Dimensionen des Religiösen, der Pietät und der sakralen Architektur treten. Sie müssen abgewogenwerden.“

Der Kirchengemeinderat der Dompfarrei St. Eberhard, zu der die Kirche gehört, hat sich schon Ende 2004 für einen Abriß ausgesprochen.

Bericht auf der Bistumsseite. Bischof Gebhard im kna-Interview.

26.8.06

Kirche geht weiter

"Die Gemeinde begibt sich an ihren künftigen Ort und setzt dort ggf. den Gottesdienst mit der Feier des heiligen Abendmahls fort."
Das ist die letzte Rubrik der "Liturgie anlässlich der Entwidmung einer Kirche", die die VELKD aus dem Holländischen übersetzt und überarbeitet hat und am 15. August veröffentlichte. Grundtenor: Hoffnung.

Strukturreform-Schwerpunkt im RM

Rudolf Zewell im"Schwerpunkt" des Rheinischen Merkur vom 17. August:
Grotesk ist die Tatsache, dass so manches Gotteshaus nur durch den Eingriff der Denkmalpfleger vom Abriss verschont wird. Es gibt auch erste Beispiele dafür, dass Laien freie Stiftungen gründen, um vom Bistum aufgegebene Gotteshäuser zu erwerben und als katholische Kirchen weiter zu nutzen. Fast scheint es so, als komme da durch die Hintertür das frühmittelalterliche Eigenkirchenwesen in moderner Form zurück.
Die Veränderung der Strukturen hat nicht nur eine administrative, finanzielle, gleichsam „technische“ Seite, sondern auch eine sehr persönliche für viele Menschen. Sie verlieren den Ort, wo sie getauft worden sind, den Mittelpunkt des Lebens der Gemeinde. Glaubensbiografien und vielfältige Lebenserfahrungen sind damit verbunden. Ortsverlust und Ortsveränderung sind, wenn es sich um Kirche handelt, eine schwere Herausforderung. Den Menschen muss erklärt werden, warum das Alte zerschlagen werden und Neues entstehen muss. Und sie sollten es mittragen können, denn es ist auch eine Chance.
Online beim RM ein Plädoyer von Heiner Herbst und Winfried Henze, Berichte zum Stand der "Strukturreformen" in Köln, Mainz, Paderborn, Hamburg und Essen und bei den Protestanten.

St. Afra, Berlin - Fortsetzung

"Kinder können doch erst in zwanzig Jahren spenden." So kommentierte die Mutter Oberin die Unterstützerliste für St. Afra, auf der auch 20 Kinder unterschrieben hatten, und hält auch sonst die geistliche von der finanziellen Ebene schön getrennt. Konsequent zittert und bettelt das Institut St. Philipp Neri weiter um seine Heimatkirche in Berlin. Mehr zum aktuellen Stand auf seiner Homepage.

Infos zum Spendenstand und Spendenkonto gibt es dort ebenfalls.

2.8.06

Kloster Walkenried

Kirchenschwinden vor fast 500 Jahren:
1519 Der Walkenrieder Klosterkonvent ist auf das kanonische Minimum von 12 Mönchen und einem Abt geschrumpft

3. Mai 1525 Während des Bauernaufstandes unter Thomas Müntzer besetzen und plündern 800 Bauern Kloster Walkenried, das trotz seiner Einbußen noch immer einen bedeutenden Machtfaktor in der Region darstellt. Der Abriss des Dachreiters durch die Aufständischen leitet den Verfall der Kirche ein. Die Mönche flüchten mitsamt Urkunden und Kleinodien aus Walkenried. Der Abt wohnt im repräsentativ ausgebauten Walkenrieder Stadthof in Nordhausen.

ab 1531 Das Kloster verpachtet und verkauft viele seiner Stadt- und Wirtschaftshöfe. Der im Bauernkrieg beschädigte Ostteil der Klosterkirche wird aufgegeben. Das Kloster erwirbt einen großen Flügelaltar aus dem Göttinger Paulinerkloster, der im Langhaus der Kirche aufgestellt wird.

1546 Die wenigen verbliebenen Walkenrieder Mönche treten zur Lehre Luthers über. Walkenried hat seinen zisterziensischen Charakter verloren.
Siehe dazu auch die Welt von heute: Kapitalismus im Kapitelsaal und Walkenried, ein Klostermuseum der Moderne

Privatisierung

Auch eine Möglichkeit im Umgang mit Kirchenimmobilien: Die Kirche von Børglum Kloster ist in Privatbesitz, wird aber nach wie vor als Kirche genutzt - wenn auch seit der Reformation nicht mehr als katolske kirke und heutzutage nur noch im Sommerhalbjahr, da sie sich nicht beheizen lässt. Was natürlich nie anders war.

Die alten verstorbenen Domherren gleiten, wie man sich erzählt, still an uns vorüber in die Kirche hinein, wo die Messe gesungen wird, die man im Sausen des Windes hören kann.

Religion und Raum im "theomag"

Die Ausgabe 42 von ta katoptrizomena - Magazin für Theologie und Ästhetik ist erschienen - Titelthema: Religion und Raum.

Beginnend mit einigen Artikeln zum "Umgang mit Kirchenbauten in der Nachkriegszeit", speziell den aktuellen Umgangsformen Stilllegung und Umnutzung, gibt es einiges Grundsätzliches zum Thema.

30.7.06

"... mich allen Versuchen widersetzt"

Die Zeitschrift "Gottesdienst" zitiert in Ausgabe 13 vom 6.Juli aus einem Interview der FAZ mit Bischof Claude Dagens von Angoulême:

"In Deutschland sollen Hunderte Kirchengebäude aufgegeben werden. Was machen Sie mit Kirchen, die angeblich überflüssig sind?

In der Charente gibt es viele alte romanische Kirchen, aber auch eine ganze Reihe jüngerer Kirchengebäude. Ich habe mich allen Versuchen widersetzt, eine Kirche zu schließen oder ein Kirchengebäude aufzugeben. Wie die Sakramente, so sind auch die Kirchengebäude Zeichen Gottes unter den Menschen. Auch sie haben eine soziale Dimension. Für die Gläubigen sind die Kirchen Orte des Gebets oder der Besinnung, aber eben nicht nur für sie. Wir setzen alles daran, dass sie so oft wie möglich offen stehen und zum Besuch einladen."

8.7.06

St. Ursula, Hürth-Kalscheuren

"Wenn schon vorher so viele Menschen in die Kirche gekommen wären und sich so für ihre Gemeinde engagiert hätten, wäre es nicht so weit gekommen."

"Die Beweggründe sind zwar klar. Trotzdem: Hier stirbt etwas Heiliges."

Zwei Sätze, die der Kölner Stadtanzeiger im Vorfeld der am 29. Juni vorgenommenen Entwidmung der Kirche St. Ursula in Hürth-Kalscheuren (vgl. Wikipedia) zitierte.

Der "Kampf" geht dennoch weiter: Da die Kirche als "einer der bedeutendsten Zentralbauten des zwanzigsten Jahrhunderts" seit 1993 unter Denkmalschutz steht, handelt es sich nach Ansicht der weltlichen Autoritäten bei der Profanierung um eine "genehmigungspflichtige Nutzungsänderung". So schnell wird es also doch nichts mit dem Verkauf an einen privaten Investor, der sie - laut FAZ vom 3. Juli - in einen "privaten Ausstellungsraum umwandeln will".

Die FAZ weiter:
"Ein Verstoß dagegen, der mit bis zu 250.000 Euro geahndet werden kann, zeigt womöglich einen Zwiespalt zwischen Kirchenrecht und staatlichem Recht auf. Dies könnte den Kasus Kalscheuren zum Präzedenzfall machen: Die Gemeinde wird vom Erzbistum angewiesen, die Innenausstattung ('insbesondere den konsekrierten Altar, Tabernakel, Taufbecken und Ambo', so der Kardinal) zu entfernen und damit das Ensemble zu zerstören, was sie nach dem Denkmalrecht gar nicht darf.

An diesem Abend werden nur die Reliquien und Hostien hinausgetragen. 'Wir werden hier nie wieder Gottesdienst feiern', beton Pfarrer Franz-Josef Lausberg gleich zu Beginn, 'für die Gemeinde war die Kirche weit mehr als ein Denkmal.' Das Erzbistum hat Prälat Hans-Josef Radermacher geschickt, die Liturgie zu leiten, und der schlägt - 'mir klopft das Herz bis zum Hals' - versöhnliche Töne an: 'Auch denen, die entschieden haben', tue der Abschied weh. Sein Blick ist starr, als er nach der Kerze im roten Glas greift, um das Ewige Licht auszublasen. Was fünfzig Jahre Kirche war, stehe nun, so der Prälat, als 'Mahnmal des schwindenden christlichen Glaubend in unserer Gesellschaft'."

4.7.06

St. Barbara, Goslar

Am Sonntag, 2. Juli, feierte die katholische Gemeinde St. Jakobus in Goslar um 18 Uhr den letzten Sonntagsgottesdienst in ihrer Filialkirche St. Barbara. Bis zur Profanierung des Gotteshauses voraussichtlich im September bleibt das Gebäude geschlossen. [Bistum Hildesheim]

27.6.06

Profane Sakralarchitektur

Eine contradictio in adiecto? Nun ja - in jedem Fall der Titel eines Buches von Heidemarie Seblatnig: Profane Sakralarchitektur in Wien ab 1960. Rezensiert bei kath.net:
Besonders originell ist die von der Herausgeberin verfasste Kritik der Theorien des Wiener Architekten Ottokar Uhl - seinerzeit ein „Guru“ des modernen Kirchenbaues in Wien aus dem liberalen Umfeld der „Galerie nächst St. Stephan“.

Uhl praktizierte die architektonische Aufhebung des Unterschiedes von sakral und profan, die Demokratisierung des Kirchenraumes, die Einebnung des äußeren Erscheinungsbildes seiner Kirchen in der allgemeinen Stadtlandschaft. Seine 1964 errichtete und mit höchsten Preisen ausgezeichnete „demontable Kirche“, eine Mehrzweckhalle, steht heute als unansehnliches Wrack im Wiener Vorort Floridsdorf – fotografisch eindrucksvoll dokumentiert in Seblatnigs Buch.

St. Simon und Judas Thaddäus, Otzenrath



Folge von Garzweiler II: Mit dem Dorf Otzenrath verschwindet auch seine katholische Kirche, ein laut Wikipedia "in Deutschland einzigartiges Bauwerk, bestehend aus einem oktagonalen Kirchenschiff, in dem das Gewölbe nur von einer einzigen Säule getragen wird. Der Altarraum schließt sich östlich an das Oktagon an."

Am 18. Juni wurde die letzte Heilige Messe dort gefeiert.

Eine neue katholische Kirche wird es in Neu-Otzenrath nicht geben - der Diözese Aachen fehlt das Geld...

Ähnlich wird es wohl auch der Kirche St. Lambertus in Immerath ergehen.

Auch ein Fall von Kirchenschwinden: St. Afra in Berlin

Aus den Kommentaren hochgeholt:

"Noch nicht vorbei ist es mit der schönen Kirche St. Afra in Berlin.

Absurder könnte es kaum sein: Hier hat eine Kirche einen 100%igen Nutzer und es kommt sogar Geld ein. Aber die Verkäufer der Kirche mit dem hübschen Namen "Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur hl. Elisabeth" haben keine Geduld: Sie haben jetzt fristlos gekündigt, denn das Geld kam nicht schnell genug.

Das kleine, erst seit zwei Jahren bestehende "Institut St. Philipp "Neri" und die immer zahlreicher werdenden Gläubigen (darunter viele kinderreiche Familien) bemühen sich nun mittels Spenden, Bürgschaften und eines Kredits so schnell die geforderten € 450.000 zusammenzubekommen, daß es auch die "Wohltätigkeitsanstalt" und die dahinter stehenden Schwestern beeindruckt.

An die 60 000 € sind in nicht einmal einem Monat zusammengekommen, € 28.800 sind bereits gezahlt. Wer kann helfen, daß das Wunder weitergeht?"

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Der neueste Stand der Dinge (mit Datum vom 15. 6. 2006) findet sich auf der Website des Instituts St. Philipp Neri.

6.5.06

Schon vorbei

Altlast Kirche - Sondierungen zur Zukunft unserer Kirchenbauten. Heute in BonnMönchengladbach.

Der Hinweis kam von Peter, ging aber im Getümmel unter.

13.4.06

Amen - So muß es halt sein

Das österliche Zeitdossier zum Thema Kirchenschließungen: "Sag zum Abschied leise Amen".

Das Bistum Essen als Sonderfall - und dann doch wieder nicht. Vielleicht nur ein wenig früher dran als andere.

13.3.06

Kloster Walberberg, Bornheim bei Bonn

  • Dominikaner schließen Kloster Walberberg zum 31. 12. 2007 [orden online]
  • Dominikanerorden gibt Kloster Walberberg auf [kath.net]

3.3.06

St. Thomas Morus, Bochum

Als erste Kirche im Ruhrbistum wird die Bochumer St. Thomas Morus-Kirche im Rahmen der Neustrukturierung der Pfarreien geschlossen. Am Sonntag, 12. März, feiert der Essener Weihbischof Franz Grave um 9 Uhr mit den Gemeindemitgliedern die letzte Heilige Messe in der Kirche in Bochum-Langendreer.

Zum Abschluss der Messe werden die Kerzen gelöscht und die Leuchter umgelegt. Dadurch wird verdeutlicht, dass in dieser Kirche fortan nicht mehr Gottesdienste gefeiert werden. Das Schlussgebet halten die Gläubigen gemeinsam mit dem Weihbischof am Missionskreuz im Vorhof der Kirche. [Bistum Essen]

Auf der Website des Bistums findet sich auch ein längerer Bericht.

St. Georg, Gelsenkirchen

Eine der größten Kirchen im Bistum Essen soll nach dem Willen des Bischofs anders genutzt werden. [kreuz.net]

20.2.06

Kreuzherrenkloster - Maastricht, NL

Das diarivm confinii weist uns auf das Kruisherenhotel im holländischen Maastricht hin: Der Gebäudekomplex des 1483 gegründeten Klosters wird seit 2000 als Hotel genutzt.

30.1.06

Abreißen oder anders nutzen

Bischof Norbert Trelle von Hildesheim:

"Wenn eine Kirche baufällig ist, mag sie noch so viele Erinnerungswerte haben, und es nicht sinnvoll ist, sie für eine Handvoll Leute zu restaurieren, dann muß man sie abreißen oder in eine andere Nutzung überführen. (...) Uns ist bis zur Wiederkunft Christi ja nicht verheißen, daß jeder Stein auf dem anderen bleibt." (Welt)

18.1.06

die noch nie zum Gottesdienst erschienen sind

Rudolf Maria Bergmann in der Frankfurter Rundschau anlässlich einer Ausstellung in der Kunsthalle Krems [via Perlentaucher]:
Die Sehnsucht nach einer verlässlichen Religion wächst in dem Maß, wie die materiellen Sicherheiten schwinden, unbeherrschbare Bedrohungen zunehmen und die Heilsversprechen der totalen Ökonomisierung immer windiger klingen. Angesichts des Verlusts sittlicher und moralischer Werte in der sinnentleerten Turbowelt kehrt das Interesse zurück für Religionsgemeinschaften mit scharf konturiertem Profil. Dem entsprechend sind in Deutschland Umnutzung und Abriss von Kirchen eher ein Problem des protestantischen Nordens als im katholischen Süden, obwohl auch da Steuerausfälle und Sparwahn die Situation in den Diözesanbauämtern zuspitzen.

Steht jedoch eine Kirche zum Verkauf, engagieren sich häufig sogar Bürger für den Erhalt, die noch nie zum Gottesdienst erschienen sind. Offenbar sind Sakralbauten tief im menschlichen Bewusstsein verankert, weil sie das Bedürfnis nach einem Ort erfüllen, der anders ist als die Alltagswelt und aus dieser Distanz besondere religiöse Erfahrungen und Wahrnehmungsmöglichkeiten schafft. Zudem sind Kirchen die letzten kostenlos zugänglichen, nicht überwachten Oasen im neoliberal umgepflügten Stadtraum. Das macht Neubauten nicht einfacher, denn wachsendes Interesse und sinkende Mitgliederzahlen treffen aufeinander.

16.1.06

96 Kirchenschließungen im Bistum Essen

Schon ab 2007 streicht das Bistum Essen die Mittel für 96 Kirchen, gut ein Viertel aller Kirchen des Bistums. Sie werden "aufgelöst oder umfunktioniert", berichtet Radio Vatikan und zitiert Ruhrbischof Felix Genn:
"Es gibt keine Moschee. Ich will keine Nachtbars. Ich bin sehr vorsichtig, was Gaststättengewerbe angeht. Es kann ja auch sein, dass eine Pfarrei sagt, wir machen daraus unseren Pfarrsaal, und da ist noch ein gottesdienstlicher Raum, den wir davon abtrennen. Wir werden das sehr genau prüfen. Und ich habe im Augenblick gar nicht viel Lust, mir Szenerien auszumahlen die nicht gehen."
Die Auseinandersetzungen um die Marienkirche in Bochum sind also nur der Anfang.

5.1.06

Kirchen zu Wellness-Tempeln

Am vergangenen Sonntag war ich in der vorletzten Sonntagsmesse, die in der Klosterkirche des Redemptoristen-Klosters in Hennef-Geistingen gefeiert wurde. Sehr bewegend. Die Kirche war richtig voll, und für den zelebrierenden Pater war es offenbar seine letzte Messe in dieser Kirche. Bei der Einladung zum Credo stockte ihm die Stimme, und vielen in der Gemeinde gingen, wie auch mir, die Worte nicht eben leicht von den Lippen.

Am gleichen Tag berichtete die Welt am Sonntag unter dem passenden Titel Klosterkirchen werden zu Wellness-Tempeln [via kreuz.net]:
Die Anlage wurde verkauft. Whirlpool statt Weihrauch heißt bald das neue Motto, die Kirche wird zum Wellness-Tempel. Wenn auch vor Gott alle gleich sind, so wird es künftig im Kirchengebäude einen VIP-Bereich geben, in dem der indische Physiotherapeut die Prominenz betreuen wird, zum Beispiel Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher. Im denkmalgeschützten Klostergebäude entstehen außerdem 52 Eigentumswohnungen. Zehn weitere Apartments sind in den ehemaligen Stallungen geplant. Die Kirche nennt die Umwandlung von Gotteshäusern Profanierung oder Entweihung. "Das ist ein Ritus, der dem Gebäude die Bedeutung einer Kirche nimmt", erklärt Pater Viktor Hahn. Er hat 51 Jahre lang im Kloster gelebt und denkt nun mit Wehmut daran, Geistingen den Rücken zu kehren. Einige Klostermitglieder sprechen sogar von einem "irrsinnigen" Schritt, doch einzigartig ist er nicht. Die Tage zahlreicher Sakralbauten sind gezählt. Die katholische Kirche wird in den nächsten zehn Jahren rund 700 der derzeit 24 500 Kirchengebäude schließen.
Der ausführliche Bericht über die Situation in Deutschland schließt mit einem Blick in die Niederlande.
Dort haben die Gemeinden zahlreiche Objekte verkauft. So war die katholische Kirche in Amsterdam 1970 noch im Besitz von 44 Gebäuden. Heute sind es kaum mehr 20 Immobilen.
Die reformierten Kirchen haben in den vergangenen Jahren rund 40 Prozent ihrer Sakralbauten abgestoßen. "So weit wird es in Deutschland nicht kommen", meint Christof Vetter von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auch als alternative Finanzspritze in Zeiten sinkender Einnahmen hält Vetter den Verkauf für nebensächlich: "Aber kein vernünftiger Mensch würde auch nur eine Sekunde darüber nachdenken, diese Filetstücke abzugeben. Oder glaubt tatsächlich jemand ernsthaft, daß die evangelische Kirche das Ulmer Münster oder den Hamburger Michel verkauft?"
Zu hoffen wäre es.