8.11.08

St. Elisabeth, Münster: Vermehrzweckt

Aus der Münsterländischen Volkszeitung vom 7. November 2008:
"Pfarrer Martin Sinnhuber ist ein Stein vom Herzen gefallen. Wegen St. Elisabeth. Die Kirche – die mit Blick auf den Pastoralplan zur Disposition stand – wird nicht abgerissen. Sie wird jedoch am 16. November in einem Gottesdienst um 10.30 Uhr von Weihbischof Dr. Franz-Josef Overbeck entweiht. Damit wird der Weg freigemacht für eine ganz neue Nutzung des Gotteshauses, das sich in einen Kultur- und Mehrzweckraum verwandeln wird.

Am Abend soll es in der Kirche an der Hamburger Straße nach der Umgestaltung kulturell zugehen. Beispielsweise mit Konzerten und Lesungen. „Die Holzdecke sorgt für eine hervorragende Akustik“, sagt der Pfarrer. Dagegen sollen tagsüber Kinder den Mehrzweckraum mit Leben erfüllen. Die Montessori-Schule, die im Aschendorff-Verlag an der Soester Straße ihren Schulbetrieb hat, braucht eine Bewegungsfläche. Und auch der Kindergarten St. Elisabeth soll die Räumlichkeit für seine kreative Arbeit nutzen. (...)

Behutsam soll der Eingriff in den Kirchenraum erfolgen. Der Altarraum ist als Bühnenfläche vorgesehen. Der Boden wird erneuert, Bistro und Sanitärräume sollen im vorderen Bereich der Kirche angesiedelt sein. Das Pfarrheim und das Pfarrhaus werden dagegen abgerissen. Dafür wird Wohnraum geschaffen – für ein soziales Projekt in kirchlicher Trägerschaft."

5.10.08

Katholisches Kirchenschwinden - auch in England

"Einige der schönsten katholischen Kirchen stehen vor der Schließung und sogar Zerstörung, doch Laieninitiativen bestreiten ihren Sinn und ihre rechtliche Basis." - so macht die Times den Artikel ihres Architektur-Korrespondenten Marcus Binney auf.

Und so schließt er, nach einer Tour quer durch die Diözesen:

"The current crisis provides the clearest evidence that some Catholic bishops are behaving in a high-handed way towards congregations to a degree unthinkable in most other churches in England. The result is both crushing and alienating to congregations and communities. The closing of a church does not solve the problem, as disposal can still be contentious and time-consuming. Faced with declining numbers of priests, English dioceses should look to an empowered laity, who up and down the country, are showing passionate concern for many much-loved churches."

(Herzlichen Dank an unseren Leser M.C. für den Hinweis.)

11.8.08

Herz Jesu Ratingen

Die Rheinische Post lässt Pfarrer Bünnagel von Herz Jesu, Ratingen, scherzen:

„In Zukunft wird man hier wohl eher Kaffeeduft statt Weihrauchschwaden riechen."
Die katholische öffentliche Bücherei ist in den Seitenflügel der Herz Jesu-Kirche umgezogen, nachdem die Kirchengemeinde im letzten Jahr das Gebäude von Pfarrsaal und Bücherei verkauft hat. Auf zwei Etagen können 10.000 Medien ausgeliehen werden.

Alle sind glücklich:

„Wir wollen aber nicht darüber jammern, was in der Kirche den Bach heruntergeht, sondern uns über den Gewinn neuer Möglichkeiten freuen“, so Pfarrer Bünnagel. Was beim Umbau herausgekommen ist, ist in vieler Hinsicht sogar besser als die alte Bücherei. „Wir haben platzmäßig vom Umzug profitiert“, sagte Hildegard Pollheim, ehrenamtliche Büchereileiterin. Besonders der Kinderbereich sei größer geworden, was der Leseförderung zugute komme. Er lädt mit bunten Sitzkisten und Regalen voll Büchern, Computer- und Brettspielen zum Stöbern und Verweilen ein. „Ich finde es toll, dass es eine Spielecke für die kleineren Kinder gibt, so nerven die nicht mehr beim Lesen“, meinte Alexander (9). Den einzigen Nachteil sieht Pollheim darin, dass der Eingang zur Bücherei von der Straße aus nicht zu sehen ist – er liegt hinter der Kirche. Hier setze man auf Flyer und Mundpropaganda. „Durch den Umzug haben wir unseren Bestand gründlich aussortiert und haben jetzt ein wirklich aktuelles Angebot“, so Pollheim.

Vgl. auch hier

Zum Flyer der Bibliothek hier.

26.6.08

Wandel durch Abriß

Heute in der Welt: "Der Ausverkauf der Gotteshäuser", nicht namentlich gezeichnet und mit vielen interessanten Beobachtungen:

Der Altar ist abgeräumt, das ewige Licht aus der Wand gerissen. Doch die Wunde im Mauerwerk schreibt die Kreuzesform auch jetzt noch wie ein nicht verlöschendes Zeichen über den Tisch des Herrn - so als sei das Sinnbild dem Bauwerk eingebrannt. Christkönig in Kaiserslautern, die Backsteinkirche im Villenviertel auf dem Lämmchesberg, ist ausgeweidet bis auf die roten Außenmauern und die haushohen Kirchenfenster, in denen sich hundertfach das Christ-König-Motiv, die Krone, wiederholt. Im Herbst 2007 wurde die Kirche profaniert, vor einem halben Jahr verkauft - bald rücken die Betonmischer an, um den Baukörper für "neue Nutzungen" umzugestalten...

Für manchen Kirchenoberen haftet diesen "Bürgerinitiativen" etwas Unheimliches, das Selbstverständnis der Kirche Verletzendes an, stehen doch Ausmaß und Breitenwirkung der Proteste in krassem Gegensatz zur Schrumpfung der Gemeinden, zum Leerstand von Kirchen und zum Rückgang der Kirchensteuereinnahmen, die vielerorts die Unterhaltung kirchlicher Gebäude zu einer kaum lösbaren administrativen Aufgabe machen...

Mehr Wandel? Die Bürgerinitiativen für die Rettung bedrohter Kirchen setzen sich offensichtlich für etwas anderes ein. Gläubige und Kirchenleitungen scheinen aneinander vorbeizureden. In Kaiserslautern wurde der einzige authentische Zeuge, der Katholik und Nachbar Jäger, zwar freundlich angehört, aber kein Kongressteilnehmer verspürte ein Interesse, die nur 100 Meter entfernte Abrisskirche Christkönig vor dem Umbau zum Appartementhaus noch einmal zu betreten. Den Fürsprechern des "Wandels" geht es nicht um bestehende Kirchen - sie wollen eine neue, veränderte Kirche. Bürgerinitiativen zur Rettung gefährdeter Kirchen sind ihnen suspekt...

Offenbar ist es nicht der Leerstand, sondern die Faszination des "Wandels", der bei der Schließung von Kirchen Pate steht. Im Rausch der Veränderungsmanie spielt die Gefühlslage der Gläubigen offenbar keine Rolle. Die Fördervereine für alte Kirchen, die Widerstandsveranstaltungen gegen Kirchenschließungen, die großen "Events" unter freiem Himmel und die Wallfahrten nach Rom scheinen bei der Absicht nur zu stören, der "neuen" Kirche auch mit neuen Nutzungsideen inhaltlich und baulich Gestalt zu geben.

Kirchliches Leben hat nichts mit Protz und Prunk zu tun, auch wenn die Kirche keinen Anlass hat, sich in Sack und Asche zu kleiden. Aber das kirchliche Gebäude, so hat es Preußens großer Baumeister Karl Friedrich Schinkel einmal ausgedrückt, soll Gott darstellen. Und seinen Standeskollegen empfahl er, sich dieser Bauaufgabe in "Resignation" (d.i. Demut) zu widmen.

15.3.08

St. Georg, Adlum

Ein Leser unseres Blogs hat uns auf den Fall der St. Georgskirche in Harsum-Adlum (Bistum Hildesheim) aufmerksam gemacht.

Pfarrer Winfried Henze bittet dort die Kirchenbesucher um ihr Gebet:

"Dieses Gotteshaus ist vom Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim als 'entbehrlich' eingestuft worden. Alle, die es betreten, sind eingeladen, für unseren Bischof und die Mitglieder seiner Verwaltung um die Gaben des Heiligen Geistes zu beten, besonders um den Geist der Weisheit und des Verstandes."

Direkte Pläne zur Schließung oder Profanierung der Kirche gibt es laut Göttinger Tageblatt nicht, jedoch wird sie zu den "nicht unbedingt notwendigen" Kirchengebäuden gezählt, für die das Bistum die Baukostenzuschüsse einstellen will.

Das Göttinger Tageblatt weiter:
Pfarrer Henze bezeichnete die Schließungspläne in der „Hildesheimer Zeitung“ als Katastrophe. Er wies darauf hin, dass sich das Bistum gar nicht von der Adlumer Kirche trennen könne, weil diese der Kirchengemeinde gehöre. Wenn das Bistum die Bauzuschüsse streiche, könne es doch der Gemeinde die Miet- und Pachteinnahmen überlassen, die sie bisher ans Bistum abgegeben hat.Im Bistum hieß es gestern, dass Pfarrer Henze seine Vorschläge in den zuständigen Gremien diskutieren müsse.

Generalvikar Werner Schreer zeigte sich stark berührt von der „emotional aufgeladenen Kritik“. Bei allem Verständnis dafür, dass die Menschen an ihren Kirchen hängen, gebe es angesichts der sinkenden Zahlen von Katholiken, keinen anderen Weg, als sich von Gotteshäusern zu trennen. „An vielen Orten trauen wir den Menschen auch zu, dass sie die Erhaltung ihrer Kirche selbst in die Hand nehmen können“, erklärte Schreer. Deshalb werde das Bistum viele Kirchen „den Menschen vor Ort anvertrauen“.

St. Elisabeth, Münster

Die Pfarrgemeinde St. Elisabeth hatte bereits 2001 mit der Gemeinde Herz Jesu fusioniert, in ihrer nach dem Krieg erbauten Kirche gab es schon seit einiger Zeit keine deutschsprachigen Gottesdienste mehr, und die polnische Gemeinde, die St. Elisabeth für ihre Gottesdienste nutzte, soll nach St. Antonius umziehen - damit steht nach einem Bericht des Stadtmagazin Echo wohl fest, daß die Kirche St. Elisabeth zum Ende des Jahres profaniert wird.

Über die weitere Nutzung ist noch nicht entschieden; aktuell sollen mehrere Architekten um Entwürfe für das Gelände gebeten werden.

10.3.08

15 bis 20 Kirchen in Frankfurt

Ein Viertel bis ein Drittel der heute rund 60 protestantischen Kirchen in Frankfurt am Main stehen in absehbarer Zeit zur Disposition, berichtet die FAZ. Die Kirche habe in den vergangenen zehn Jahren über ihre Verhältnisse gelebt und Gebäude nur wegen der guten Rücklagen halten können, zitiert die FAZ den Vorsitzenden eines Ausschusses, der nun über Kriterien für Schließung oder Erhaltung berät. Nach dessen Ansicht wären in den nächsten zehn Jahren 42 Millionen Euro nötig, um alle kirchlichen Gebäude zu unterhalten. An Einnahmen aus der Kirchensteuer stünden dem nur 20 Millionen Euro gegenüber.

25.2.08

Philipp Larkin: Church Going

Von Philipp Larkin stammt das folgende Gedicht, das in einer deutschen Übersetzung von Ulrich Horstmann im Web zu finden ist.

Ja, es geht um das Kirchensterben und um das, was uns fehlt, wenn die Kirchen fehlen:

Philipp Larkin: Church Going

Once I am sure there's nothing going on
I step inside, letting the door thud shut.
Another church: matting, seats, and stone,
And little books; sprawlings of flowers, cut
For Sunday, brownish now; some brass and stuff
Up at the holy end; the small neat organ;
And a tense, musty, unignorable silence,
Brewed God knows how long. Hatless, I take off
My cycle-clips in awkward reverence.

Move forward, run my hand around the font.
From where I stand, the roof looks almost new -
Cleaned, or restored? Someone would know: I don't.
Mounting the lectern, I peruse a few
Hectoring large-scale verses, and pronounce
'Here endeth' much more loudly than I'd meant.
The echoes snigger briefly. Back at the door
I sign the book, donate an Irish sixpence,
Reflect the place was not worth stopping for.

Yet stop I did: in fact I often do,
And always end much at a loss like this,
Wondering what to look for; wondering, too,
When churches will fall completely out of use
What we shall turn them into, if we shall keep
A few cathedrals chronically on show,
Their parchment, plate and pyx in locked cases,
And let the rest rent-free to rain and sheep.
Shall we avoid them as unlucky places?

Or, after dark, will dubious women come
To make their children touch a particular stone;
Pick simples for a cancer; or on some
Advised night see walking a dead one?
Power of some sort will go on
In games, in riddles, seemingly at random;
But superstition, like belief, must die,
And what remains when disbelief has gone?
Grass, weedy pavement, brambles, buttress, sky,

A shape less recognisable each week,
A purpose more obscure. I wonder who
Will be the last, the very last, to seek
This place for what it was; one of the crew
That tap and jot and know what rood-lofts were?
Some ruin-bibber, randy for antique,
Or Christmas-addict, counting on a whiff
Of gown-and-bands and organ-pipes and myrrh?
Or will he be my representative,

Bored, uninformed, knowing the ghostly silt
Dispersed, yet tending to this cross of ground
Through suburb scrub because it held unspilt
So long and equably what since is found
Only in separation - marriage, and birth,
And death, and thoughts of these - for which was built
This special shell? For, though I've no idea
What this accoutred frowsty barn is worth,
It pleases me to stand in silence here;

A serious house on serious earth it is,
In whose blent air all our compulsions meet,
Are recognized, and robed as destinies.
And that much never can be obsolete,
Since someone will forever be surprising
A hunger in himself to be more serious,
And gravitating with it to this ground,
Which, he once heard, was proper to grow wise in,
If only that so many dead lie round.

[Nach Horstmann:
(...)
Doch hab ich trotzdem angehalten; passiert mir oft
und mehr als oft bin ich so ratlos wie auch hier,
und frag mich, was soll sich schon zeigen unverhofft
und was wird werden, wenn die letzte Seele dies Geviert
verlassen hat. Worin verwandelt sich’s, wenn wir nur noch
ganz wenige Kathedralen für Ausstellungszwecke offenhalten
– das Pergament, die Pyxis und Patene unter Glas?
Sind sie für Schafe Ställe erst und später dann ein Regenloch?
Als Unheilshorte allenfalls besetzt mit unserem Haß?
(...)
...Dies ist ein ernstes Haus auf ernstem Grund,
in dessen gut durchmischter Luft sich alle unsere Zwänge treffen
und dann in Schicksalskleider schlüpfen nach Befund.
Soviel zumindest bleibt auch Enkelsenkeln, Urgroßneffen,
denn dieser Hunger wird sich immer wieder rühren,
ganz plötzlich ist das Dasein ernstgemeint,
und seine Schwerkraft zieht uns hin zu dieser Erde,
in der die Weisheitssucher, hieß es, Antwort spüren,
und sei es nur, weil sie ringsum von Toten stets erneuert werde. ]

3.2.08

Kirchenschließungen im Bistum Hildesheim

"Das Bistum Hildesheim plant, ab dem kommenden Jahr voraussichtlich 80 Kirchen zu schließen. 197 andere Kirchen sind für die Seelsorge jedoch so wichtig, dass das Bistum dort bei Bedarf sogar baulich investieren wird." Mit diesem Paukenschlag setzte die Bistumsverwaltung am 18. Januar viel Aufregung und eine breite, zum Teil heftig geführte Diskussion in Gang.

Details der Pläne für die Region Hannover waren hier bereits zu lesen. Doch diese Region ist nur eine von vielen in meinem Heimatbistum, das zum größten Teil ein klassisches Diaporabistum ist. Vor 100 Jahren lebten hier gerade einmal 201.914 Katholiken. Im Jahr 2006 waren es 645.861, vor zwanzig Jahren noch einmal 100.000 mehr als heute. Für das Jahr 2020 werden noch etwa 552.000 Katholiken erwartet.

Seinen größten Strukturwandel seit der Reformation machte das Bistum in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg durch. Damals stieg die Zahl der Katholiken durch die zahlreichen zugewanderten Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sehr stark an. In der langen Amtszeit von Bischof Heinrich Maria Janssen (1957-1982) wurden mehr als 250 Kirchen gebaut und viele neue Gemeinden gegründet.

Die Heilig-Geist-Kirche meiner heutigen Gemeinde wurde 1960 konsekriert, die St.-Josef-Kirche 1982 als Neubau, der an die Stelle der im 19. Jahrhundert errichteten ersten katholischen Kirche in Stade seit der Reformation trat. St. Michael in Bremervörde wurde 1963 geweiht, St. Michael in Harsefeld 1967, Mariä Himmelfahrt in Buxtehude 1975.

Einer ersten industriell begründeten Zuwanderungswelle im späten 19. Jahrhundert zuzurechnen sind die beiden Kirchen St. Ansgar in Hemmoor-Warstade (1900) und St. Nikolaus in Hechthausen (1936), die aus einem alten Feuerwehrhaus umgebaut wurde. Industrieansiedlungen der 60er und 70er Jahre in Stade zogen und ziehen bis heute Katholiken aus anderen Teilen Deutschlands an. Deshalb und durch die Spätaussiedler aus Polen, Russland und anderen Teilen Osteuropas wächst vor allem die Stader Heilig-Geist-Gemeinde nach wie vor an.

St. Lukas in Fredenbeck (1968) wurde Ende 2003 profaniert und 2004 abgerissen. Viele der in der Nachkriegszeit errichteten Kirchen waren damals nur auf eine Nutzungsdauer von etwa 30 Jahren ausgelegt worden. Sie müssten nun ersetzt oder aufwendig saniert werden. Das Bistum sieht sich dazu nicht mehr in der Lage. Altbischof Josef Homeyer (1983-2004) hatte noch kurz vor Ende seiner Amtszeit ein umfangreiches Eckpunktepapier auf den Weg gebracht, dass den Weg bis 2020 vorzeichnen sollte.

Dieses Papier zieht, nicht ohne Plan und theologische Begründung, die Konsequenzen aus der demographischen Entwicklung des Bistums. Die oben bereits genannten Zahlen führen insbesondere zu einem starken Rückgang der Kirchensteuereinnahmen und machen daher eine Kürzung der Ausgaben zwingend erforderlich. Das Eckpunktepapier beendete insbesondere eine Phase zahlreicher Sparrunden, mit denen das Bistum seit den 90er Jahren versucht hatte, den schwindenden Mitteln hinterherzulaufen.

Einige Strukturentscheidungen sind bereits getroffen und umgesetzt, weitere werden folgen. 109 Gemeinden wurden 2006 zu 36 Gemeinden zusammengelegt, für die Zukunft gibt es einen Gesamtplan. Für 2020 plant die Bistumsverwaltung rund 120 Gemeinden, heute sind es noch 243. Meine Gemeinde soll 2010 mit St. Michael in Bremervörde und St. Ansgar in Hemmoor zusammengelegt werden. Sie bilden heute eine Seelsorgeeinheit und teilen bereits Pfarrer und Kaplan.

Diese Gesamtplanung ist eine der Grundlagen für die im Januar veröffentlichten Schließungs- und Investitionspläne. So hat jede der künftigen 120 Gemeinden mindestens eine Kirche, die unentbehrlich ist und auf absehbare Zeit nicht zur Diskussion stehen wird. Diese Kirchen (Kategorien A und A-S) werden aus dem derzeit 5,5 Mio. Euro pro Jahr schweren Bautopf des Bistums gefördert, auch Investitionen sind möglich. Die Kirchen in Stade, Bremervörde und Hemmoor fallen allesamt in diese Kategorie.

Am anderen Ende des Spektrums stehen insgesamt 80 Kirchen, die als nicht unbedingt notwendig eingestuft werden und für die es Gründe zur Profanierung gibt (Kategorie C 2). St. Nikolaus in Hechthausen gehört zu dieser Gruppe. Dort wird derzeit nur einmal im Monat die Heilige Messe gefeiert. Sie ist allerdings, wie zahlreiche Kirchen im Bistum, als bauhistorisch, architektonisch oder künstlerisch bedeutsam eingestuft worden (Kategorie D). Die Substanz dieser Kirchen soll konserviert werden.

Eine weitere Gruppe von Kirchen beschreibt die Verwaltungsvorlage als zwar ebenfalls nicht unbedingt notwendig, sieht aber derzeit keine Gründe für die Profanierung (Kategorie C 1). Für diese Kirchen wird das Bistum keinerlei Mittel mehr bereitstellen. Dies betrifft zum Beispiel im Eichsfeld, meiner Heimat, alle Dorfkirchen in jenen Gemeinden, die bis 2020 ihre Eigenständigkeit verlieren sollen. Das Eichsfeld ist eines der wenigen katholischen Kernlande im Bistum.

Die meisten Gemeinden dort allerdings wird dieses Verdikt aus Hildesheim wenig kümmern. Sie sind, ähnlich wie einige ebenfalls katholische Stiftsdörfer bei Hildesheim, dank zahlreicher Schenkungen mit Landbesitz ausgestattet, der genug abwirft, um Kirchen und Pfarrheime zu erhalten. Hier haben frühere Generationen wahrlich weit genug in die Zukunft geschaut.

In eine letzte Kategorie B ordnet die Bistumsverwaltung Kirchen ein, deren Bedarf zwar mittelfristig zu überprüfen ist, die aber vorerst weiterhin Mittel für substanzerhaltende Maßnahmen erhalten sollen. Auf diese und die Kirchen der Kategorien A und A-S konzentriert das Bistum künftig seine Baumittel. Um alle Kirchen und sonstigen Immobilien zu erhalten, wären statt der heutigen 5,5 Mio. etwa 11,5 Mio. Euro pro Jahr nötig.

Der jetzt vorgelegte Plan soll in den kommenden Monaten mit den heute 18 Dekanaten diskutiert und Ende des Jahres vom Generalvikar beschlossen werden. Die Profanierungen sollen 2009 beginnen. Von den heute 438 Kirchen des Bistums sollen 197 unbedingt erhalten bleiben (A und A-S), die Zukunft von 56 Kirchen ist zu klären (B). 86 Kirchen werden nicht mehr durch das Bistum finanziert (C 1), 80 Kirchen sollen profaniert werden (C 2). Warum sich diese Zahlen nicht zu 438 ergänzen, hat sich mir noch nicht erschlossen. Seit dem Jahr 2000 hat das Bistum Hildesheim bereits 13 Kirchen geschlossen und profaniert.

20.1.08

Geplante Kirchenschließungen in der Region Hannover

Die Hannoversche Allgemeine berichtet am 18. Januar über Kirchenschließungspläne des Bistums Hildesheim.

In Hannover sollen die Kirchen St. Christophorus (Stöcken), Maria Frieden (Buchholz), und St. Michael (Wülfel) "verkauft, anders genutzt, im schlimmsten Fall abgerissen" werden. Für St. Bruder Konrad in der List ist die Übernahme durch orthodoxe Gemeinden im Gespräch.

Insgesamt sollen von den 50 Gemeinden in der Region Hannover noch die Hälfte übrig bleiben.

Eine Fotogalerie: Hier.

Andere Kirchen, die betroffen sind:
- St. Hedwig, Springe-Völksen
- Heilige Familie, Ronnenberg-Empelde
- St. Jakobus der Jüngere, Weetzen
- St. Barbara, Hänigsen
- Dreifaltigkeitskirche, Hämelerwald
- Corpus Christi, Garbsen
- St. Magdalenen, Evern
- Herz Mariä, Arnum
- Unbeflecktes Herz Mariä, Neustadt
- Heilig-Kreuz-Kirche, Pattensen-Schulenburg

Eine Fotogalerie: Hier.